Wegen gesetzlichem Mindestlohn Taxifahrten bis zu 30 Prozent teurer

Düsseldorf · Um den Mindestlohn umzusetzen, fordern Taxiverbände Tariferhöhungen. Kunden im Rheinland müssen sich auf höhere Preise einstellen. Vielen Arbeitsplätzen in der Branche droht das Aus.

Taxikunden im Rheinland drohen ab dem kommenden Jahr saftige Aufschläge. Die Funk-Taxi-Zentrale Neuss hat eine Tarif-Erhöhung von rund 20 Prozent bei der Stadtverwaltung beantragt. In Krefeld wird die Grundgebühr von 2,50 Euro auf 2,90 Euro erhöht. Der Kilometerpreis in der Stadt soll um 20 Cent steigen. In Düsseldorf sind es nur zwei bis drei Prozent mehr. Erst Ende Januar waren die Tarife dort um denselben Prozentsatz gestiegen. Grund für die Tariferhöhung ist die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 von 8,50 Euro, der auch für die rund 200.000 angestellten Taxifahrer in Deutschland gilt. Derzeit liegt ihr Stundenlohn zwischen sechs Euro und 6,50 Euro.

Eindrücke von der Taxi-App Uber
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Insgesamt haben die Verbände der Taxiunternehmen in Hunderten Städten und Landkreisen Tarifanhebungen um bis zu 30 Prozent beantragt, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. In manchen Regionen, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, könnten es sogar bis zu 60 Prozent sein, sagte der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP), Michael Müller. Einige Kommunen hätten die Erhöhungen bereits gestattet. Laut BZP gibt es in Deutschland 28.000 Taxiunternehmen mit 58.000 Fahrzeugen.

"Wir erhöhen noch moderat, der Verband schlägt sogar Erhöhungen von 25 bis 40 Prozent vor", sagte Dirk Gleixner, Vorsitzender des Taxirufs Krefeld. Die Taxi-Genossenschaft Mönchengladbach hat dem Stadtrat eine Anhebung um 13 bis 15 Prozent vorgeschlagen. In Solingen wurde eine Erhöhung um 23 Prozent beantragt. Auch im Kreis Geldern/Kleve werden höhere Tarife gefordert, genaue Zahlen liegen allerdings nicht vor.

Was genau macht Uber eigentlich?
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Im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis liegt jeweils ein Antrag von Taxiunternehmen vor, die sich zusammengeschlossen haben. In Oberberg sind knapp 30 Prozent mehr beantragt, aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es keine genauen Zahlen. Zuletzt wurde dort der Tarif zum 1. Februar 2014 um 7,6 Prozent erhöht.

Die Taxi-Funktaxi-Zentrale in Duisburg plant eine Tarif-Steigerung um 25 Prozent. In Wesel steigen die Tarife nach Angaben von Michael Dickmann, Kreis-Sprecher der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen, im Schnitt um 33 Prozent. Der Stadt Leverkusen liegen bislang keine Anträge vor.

Juni 2014: Europaweite Taxi-Streiks gegen Apps
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Trotz der Erhöhungen befürchtet der BZP, dass zum Jahreswechsel 50.000 bis 70.000 Taxifahrer ihren Job verlieren könnten. Thomas Grätz, Geschäftsführer des BZP, geht davon aus, dass nur rund ein Viertel der Betriebe die höheren Lohnkosten tragen können. "In den restlichen Fällen kommt es zu Kürzungen oder gar Betriebsaufgaben", sagte Grätz. Mit dem Verlust von Kunden — etwa an Konkurrenten wie das umstrittene US-Unternehmen Uber, das über eine App Fahrgäste an private Fahrer vermittelt — rechnet das Taxigewerbe nicht. Uber wirbt damit, deutlich günstiger zu sein als viele Taxiunternehmen. "Ich glaube, dass Uber aufgehalten werden kann", sagte Grätz. "Wir stellen uns dem legalen Wettbewerb."

Da die Tariferhöhungen von den jeweils zuständigen Städten oder Landkreisen genehmigt werden müssen, liegen die tatsächlich beschlossenen Erhöhungen meist niedriger als die von den Taxiverbänden geforderten Preisaufschläge. In Hannover fordern die Unternehmer etwa 25 Prozent mehr. Zudem haben einige Kommunen die Erhöhung bereits vorweggenommen: In Hamburg etwa müssen Taxi-Kunden seit dem 1. Oktober durchschnittlich 1,40 Euro pro Fahrt mehr zahlen.

(mar)
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