Düsseldorf Tagesgeld trotz Niedrigzinsen weiterhin sinnvoll

Düsseldorf · Verbraucherschützer raten, bei den Konditionen der Banken genau hinzuschauen. Hohe Zinsen gibt es oft nur kurz.

Im Mai hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins auf 0,5 Prozent gesenkt. Nun spüren Sparer mit Tagesgeld-Konten die Folgen. So hat Cortal Consors den Zinssatz des Tagesgeldkontos von bislang 1,5 auf nur noch 1,3 Prozent gesenkt, andere Anbieter bieten nur noch Mini-Zinsen von 0,25 Prozent.

Dennoch bleibe ein Tagesgeldkonto empfehlenswert, sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW: "Jeder sollte einen Notgroschen in Höhe von zwei bis drei Nettomonatsgehältern für unvorhergesehene Ausgaben wie eine Autoreparatur haben. Dafür ist ein Tagesgeldkonto ideal." Bei der Auswahl des Angebots gilt es allerdings genau hinschauen. Zinssatz ist nicht gleich Zinssatz

"Vor fünf Jahren hat man mit der Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto noch ein reales Plus machen können", sagt Ralf Scherfling. Heute liegen die Zinsen meist unterhalb der Inflationsrate, aber immer noch deutlich höher als bei Sparbuch und Girokonto. Zwar werben Anbieter wie die Volkswagen Bank mit 1,6 Prozent Zinsen, doch die Konditionen entpuppen sich bei genauem Hinsehen als nur kurzfristig. Laut Scherfling ein beliebter Trick: "Tagesgeldkonten werden von Banken oft als Akquise-Instrument eingesetzt und bieten Wechslern anfangs hohe Zinsen – viele Angebote sind allerdings mit Sternchen versehen, auf die man genau achten sollte." Einlagensicherung beachten

2008 lockte die isländische Kaupthing-Bank Anleger mit Zinsen von bis zu 5,65 Prozent für das Tagesgeld – doch als die Bank im Zuge der Finanzkrise in Schieflage geriet, mussten Millionen Sparer um ihre Guthaben fürchten. Inzwischen gibt es einen EU-weiten Einlagensicherungsschutz für Sparguthaben bis zu einer Höhe von 100 000 Euro. Trotzdem sollte man darauf achten, in welchem Land der Anbieter sitzt und welche Einlagensicherung gilt.

Beratungsangebot überprüfen

Vergleichsweise hohe Zinsen können Banken nur zahlen, wenn sie gleichzeitig weniger Service anbieten. Anders als bei den Filialbanken fehlen daher bei Online-Banken häufig die Ansprechpartner vor Ort. Dafür seien die Zinsen bei Filialbanken tendenziell etwas niedriger, sagt Schärfling: "Letztlich muss jeder Verbraucher selbst wissen, welcher Aspekt ihm wichtiger ist." Einige Institute bieten auch die Möglichkeit der telefonischen Kontoführung. Informationen einholen

Im Internet gibt es unzählige Seiten, auf denen sich Tagesgeldangebote vergleichen lassen. "Das Internet liefert gute Übersichten", sagt auch Finanzexperte Scherfling, warnt aber: "Da Verbraucher nicht wissen können, inwiefern die Informationen interessengeleitet sind, sollten sie die Ergebnisse kritisch hinterfragen." Eine gute Informationsquelle sei daher die Stiftung Warentest. "Sie vergleicht regelmäßig Tagesgeld-Angebote."

(RP)
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