Düsseldorf Studie: Gute Lebensmittel kosten 30 Prozent mehr

Düsseldorf · Ein Gutachten des Ministeriums zeigt, dass Verbraucher für bessere Fleisch- und Milchprodukte mehr zahlen müssen.

Weidende Kühe, saftige Wiesen, blauer Himmel - was auf Lebensmittelpackungen abgebildet ist, glaubt der Verbraucher gerne. Die Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft sehen meistens aber anders aus. Das weiß auch der Verbraucher. Doch um die Bedingungen zu erhalten, die er sich wünscht, müsste der Konsument deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Unsere Lebensmittel müssten im Durchschnitt 30 Prozent teurer werden, um die Anforderungen in der Nutztierhaltung umsetzen zu können. Dies zeigt ein Gutachten im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Aber sind wir am Ende wirklich bereit für unsere Ansprüche mehr Geld auszugeben?

Nach vielen Lebensmittel-Skandalen hat die Branche einen schlechten Ruf. Agrarmarketingexperte Achim Spiller von der Uni Göttingen meint, die Kritik an der Nutztierhaltung sei in vielen Punkten berechtigt. Falsch sei aber die Meinung, dass große Betriebe mit vielen Tieren automatisch schlechtere Haltungsbedingungen bedeuteten.

"Die Defizite, wie wir sie zum Beispiel in der Fleisch- und Milchbranche vorfinden, können nur ausgeglichen werden, indem die Bedingungen an die Ansprüche der Verbraucher angepasst werden", sagt Ulrich Hamm, Öko-Marketing-Experte an der Uni Kassel.

Ob der Verbraucher aber bereit ist, die notwendigen 30 Prozent mehr für Qualität zu zahlen, darüber streiten die Experten. Generell gilt der deutsche Konsument als preissensibel. Viele Studien bestätigen aber, dass die Hälfte der Verbraucher beim Einkauf von Lebensmitteln heute primär nach Qualitätskriterien entscheidet.

Am Beispiel des Eier-Konsums zeigt sich, dass Verbraucher bereit sind, für bessere Produktionsbedingungen zu zahlen, wenn sie den höheren Preis nachvollziehen können. Unterschieden werden vier Haltungstypen, die auf dem Ei klar gekennzeichnet sind: Ökologische Erzeugung, Freilandhaltung, Bodenhaltung und die inzwischen in Deutschland verbotene Käfighaltung. Als 2002 die Richtlinien für die Kennzeichnung der Haltungsformen geändert wurden, lag der Anteil der Eier aus Käfighaltung bei 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent Marktanteil lagen bei Eiern aus Boden-, Freiland- und Ökohaltung. 13 Jahre später liegt allein der Marktanteil von Freiland- und Öko-Eiern bei knapp 37 Prozent. Allein bei Öko-Eiern, die 50 Prozent mehr kosten als Eier aus Bodenhaltung, sind es zwölf Prozent.

Dieses System ist nach Auffassung von Ernährungsexperte Hamm problemlos auf Fleisch und Milchprodukte übertragbar. "Wenn wir bereit sind, für ein Ei aus Freilandhaltung im Schnitt 25 Prozent mehr auszugeben, sind wir das bei Fleisch und Milch ebenso." Es müsse nachvollziehbar sein, wodurch die höheren Preise entstehen, dann sei die Zahlungsbereitschaft nicht das Problem.

Je klarer die Alternativen für den Verbraucher kenntlich gemacht werden, desto größer ist also offensichtlich die Chance, dass sich die Produktionsbedingungen durch die Kaufentscheidungen der Verbraucher verbessern. Christoph Minhoff, Geschäftsführer der Bundevereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, sieht den Verbraucher als Treiber des Fortschritts: "Was er kauft, wird geliefert, was er wünscht oder braucht, wird entwickelt. Die Preisfindung hängt dann immer mit der Menge zusammen."

(RP)
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