Regionale Jobbörsen schaffen Streit um Jobbörse für Schlecker

Berlin · Die rund 11 000 gekündigten Schlecker-Mitarbeiter sollen nach Ansicht von SPD-Vize Manuela Schwesig über gesonderte Jobbörsen neue Arbeit finden. "Die Länder müssen vor Ort mit der Bundesagentur für Arbeit regionale Lösungen finden. In Mecklenburg-Vorpommern schaffen wir regionale Jobbörsen", sagte Schwesig unserer Zeitung. "Die Jobbörsen werden in den Regionen das leisten, was eine Transfergesellschaft bundesweit geleistet hätte: Qualifizierung und Weitervermittlung." Es gehe um gute Arbeit und nicht um eine "Anschlussverwendung", von der Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) spreche. Die Frauen benötigten "passgenaue Arbeitsangebote."

Der Widerstand der Liberalen gegen eine Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten hatte für Empörung gesorgt. "Das Problem der fehlenden Transfergesellschaft ist, dass die Frauen sofort in die Arbeitslosigkeit fallen", sagte Schwesig. "Mit Transfergesellschaft hätten wir ein halbes Jahr länger Zeit gehabt, die Frauen zu qualifizieren. Außerdem hätten sie dort 80 Prozent ihres bisherigen Gehalts bezogen." In der Arbeitslosigkeit seien es nur 67 Prozent. "Auch eine Bewerbung aus der Transfergesellschaft heraus ist vielversprechender als aus der Arbeitslosigkeit heraus", betonte Schwesig. Genau so argumentiert auch die Gewerkschaft Verdi.

Die FDP widerspricht. FDP-Generalsekretär Patrick Döring erklärte gestern, eine Transfergesellschaft böte nur "Scheinsicherheit für die Beschäftigten". Auch der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, betonte, die von der SPD geforderten Jobbörsen gebe es längst. Bundesweit seien mehr als 1000 lokale Arbeitsagenturen mit der Vermittlung der früheren Schlecker-Beschäftigten befasst. Auch biete die Arbeitsagentur juristische Hilfe und Qualifizierungsmaßnahmen für die Gekündigten. Vogel hatte gestern die für die Koordinierung der Betroffenen zuständige Regionaldirektion der Arbeitsagentur in Stuttgart besucht. "Ich gehe davon aus, dass in zwei bis drei Monaten die Mehrheit der 11000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder in eine neue Beschäftigung vermittelt werden kann", sagte Vogel nach dem Gespräch mit den Experten.

Unterdessen verhandeln die Gewerkschaft Verdi und der Insolvenzverwalter darüber, wie es für die verbleibenden 13 500 Mitarbeiter der Drogeriekette weitergehen soll. Als Gegengeschäft für einen möglichen Verzicht auf tarifliche Leistungen fordert Verdi eine Unternehmensbeteiligung der Mitarbeiter. Der Insolvenzverwalter sieht das skeptisch.

(RP/jh-)
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