Essen Streit um Chef der RAG-Stiftung

Essen · Die Kür des neuen Chefs der mächtigen RAG-Stiftung verzögert sich. Die für den 24. November geplante Wahl des Nachfolgers von Wilhelm Bonse-Geuking wird nun auf das nächste Jahr verschoben, wie unsere Zeitung aus Düsseldorfer Kreisen erfuhr. Denn die 13 Mitglieder des Kuratoriums, das die Stiftung kontrolliert, sind zerstritten über die Frage, wer der neue Stiftungs-Chef werden soll.

Die rot-grüne Landesregierung und die Gewerkschaft IG BCE wollen Werner Müller (parteilos), den früheren Bundeswirtschaftsminister, zum Nachfolger von Wilhelm Bonse-Geuking machen. Neuer Finanzchef der Stiftung soll der frühere NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) werden. Dieses Tandem wird von der Bundesregierung, die mit den Ministern Schäuble und Rösler im Kuratorium vertreten ist, "wohlwollend begleitet", wie es heißt. Damit hat Müller acht der 13 Kuratoriumsmitglieder auf seiner Seite. Gemäß Satzung braucht er aber neun Stimmen. Und der Kuratoriums-Vorsitzende Ulrich Hartmann, einst Eon-Chef, wolle Müller nicht. Hartmann habe vier Mitglieder auf seiner Seite, unter anderem den Industriepräsidenten Hans-Peter Keitel und den Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner. Damit habe Hartmann eine Blockade-Mehrheit gegen Politik und Mitbestimmung organisiert, heißt es. Um Müller zu verhindern, würde Hartmann gerne Bonse-Geuking (CDU) für weitere zwei Jahre wählen lassen. Der Vertrag des 70-Jährigen läuft eigentlich am 30. Juni 2012 aus. Als weitere Kandidaten sind auch Ex-Eon-Chef Wulf Bernotat und WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach im Gespräch. Ihnen werden aber wenig Chancen eingeräumt. Nun will das Kuratorium am 24. November nur Standpunkte austauschen. Die Wahl könnte am 23. März bei der nächsten regulären Sitzung erfolgen. Der Sprecher der RAG-Stiftung wollte dies nicht kommentieren.

Der Streit ist so heftig, weil es um einen einflussreichen Posten geht. Die RAG-Stiftung verwaltet ein Milliarden-Vermögen, aus dem die Ewigkeitskosten des Bergbaus (Abpumpen der Gruben) bezahlt werden. Als Mutter des Chemiekonzerns Evonik soll die RAG-Stiftung auch maßgeblich am Umbau der deutschen Chemie-Industrie mitwirken. Heute legt Evonik seine Quartalszahlen vor.

(RP)
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