Düsseldorf/Berlin Politiker will Lokführer verbeamten
Düsseldorf/Berlin · Die zweite Bahngewerkschaft, EVG, droht nun auch noch mit einem Streik.
Nach dem Ende des bisher längsten Streiks bei der Bahn sprechen sich manche Politiker dafür aus, alle Lokführer zu verbeamten. Als Organisation wäre die Lokführergewerkschaft GDL damit zwar erledigt, aber die Lokführer hätten höhere Einkommen mit dem neuen Status.
Auf eine Verbeamtung aller 20 000 Lokführer drängt Ex-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): "Der exzessive Streik der GDL ist eine ungewollte Folge der Bahnreform", sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag der "Bild am Sonntag". "Wir dürfen unser Land nicht lahmlegen lassen." Auch der CDU-Arbeitnehmerflügel sprach sich für eine Verbeamtung aus.
Zudem forderte der Vize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, die Rücknahme der Bahnprivatisierung. Lokführer mit Beamtenstatus, derzeit rund 5000, dürfen nicht streiken. Sie wurden vor der Privatisierung der Bahn 1994 eingestellt. Sie halfen im Streik, den Bahnbetrieb teilweise aufrechtzuhalten.
Bahnchef Rüdiger Grube will nun angeblich hinter den Kulissen nach neuen Lösungsmöglichkeiten in dem Streit suchen. GDL-Chef Claus Weselsky hatte aber die jüngste Initiative Grubes, den früheren Ministerpräsidenten Brandenburgs, Matthias Platzeck (SPD), als Vermittler einzusetzen, zurückgewiesen.
Spitzenpolitiker aus CDU und SPD sowie Wirtschaftsverbände kritisierten das Vorgehen der GDL derweil scharf. Die Wirtschaft schätzt den Schaden durch den Streik auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Weselsky erklärt jedenfalls, der Streik sei "ein voller Erfolg" gewesen. Täglich hätten sich mehr als 3300 Mitglieder an dem Streik beteiligt und damit wesentlich mehr als bei den bisherigen Ausständen. Betroffen waren dabei aber viele Millionen Reisende. Michael Vassiliadis, Chef der DGB-Gewerkschaft IG BCE, erklärte dazu: "Der Horizont solcher Spartengewerkschaften ist so klein wie ihre Mitgliedschaft."
Die zweite Bahngewerkschaft, die viel größere EVG, droht nun ihrerseits damit, den Personenverkehr lahmzulegen. Ihr Vorsitzender Alexander Kirchner sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", es gebe noch zwei Verhandlungstermine im Mai, dann müsse für seine Gewerkschaft ein Abschluss erreicht sein. "Wenn wir nicht vorankommen, schließen wir Streik nicht aus."