Bahnen, Züge, Flieger So ging es am Freitag mit den Warnstreiks weiter

Köln/Düsseldorf · Für Freitagfrüh hatte die Eisenbahnergewerkschaft EVG einen Arbeitskampf angekündigt, Donnerstag und Freitag wurden auch die Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn bestreikt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Flughafen-Streik: Diese Rechte haben Passagiere bei Flugausfall & Co.
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Diese Rechte haben Passagiere bei einem Flughafen-Streik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Am 20. April wurde es für viele Reisende wieder stressig: Die Gewerkschaft EVG hatte angekündigt, mit erneuten Streiks zwischen 3 Uhr und 11 Uhr vormittags den bundesweiten Regional- und Fernverkehr lahmzulegen. Donnerstag und Freitag wurden zudem die beiden Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn sowie der Flughafen in Hamburg und am Freitag auch der Flughafen in Stuttgart bestreikt. Dass Verdi und EVG gleichzeitig gestreikt haben, war allerdings nicht untereinander abgesprochen, hatte die EVG erklärt. Der zeitgleiche Arbeitskampf sei ein Zufall. Ein Überblick über die betroffenen Verbindungen in der Luft und auf der Schiene.

Flughäfen Düsseldorf und Köln

Zehntausende Fluggäste haben sich am Donnerstag nach Reisealternativen umsehen müssen: Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi brachten den Luftverkehr an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg weitgehend zum Erliegen. Der Flughafenverband ADV teilte mit, dass am Donnerstag rund 45.200 Passagiere direkt betroffen waren. Am Freitag wird der Ausstand auf Stuttgart ausgeweitet.

In Düsseldorf wurde etwa die Hälfte der für Donnerstag geplanten rund 400 Flugbewegungen gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. 28 Flüge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet. Ein ähnliches Bild wurde auch für Freitag erwartet, sagte ein Sprecher. Laut Verdi sollte das Personal an den Fluggastkontrollen die Arbeit von Donnerstag, drei Uhr, bis Freitag, 24 Uhr, niederlegen. Die Beschäftigten an den Personal- und Warenkontrollen sollten von Donnerstag, drei Uhr, bis Samstag, drei Uhr, in den Ausstand treten.

In Köln/Bonn fanden von 204 geplanten Flugbewegungen im kompletten Tagesverlauf 168 nicht statt, wie ein Sprecher sagte. Es seien mehr als 20.000 Reisende von Streichungen oder Umleitungen betroffen. Viele Passagiere kamen gar nicht erst zum Flughafen.

Am Freitag war aufgrund des Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals auch kein regulärer Passagierflugbetrieb am Flughafen Köln/Bonn möglich. 173 Passagierflüge (89 Starts, 84 Landungen) fanden nicht statt. Auf dem Flugplan standen ursprünglich 211 Passagierflüge (101 Starts, 110 Landungen). Auch die Terminals blieben größtenteils leer. Für Samstag, 22. April, stehen planmäßig 198 Passagierflüge (102 Starts, 96 Landungen) auf dem Flugplan. 38 davon (24 Starts, 14 Landungen) sind infolge des Streiks von den Airlines annulliert oder umgeleitet worden. Es kann beim Wiederanlaufen des regulären Flugbetriebs auch über das eigentliche Streikende hinaus zu Beeinträchtigungen, Verzögerungen und längeren Wartezeiten kommen, schreibt der Flughafen per Mail an unsere Redaktion.

Auch in Hamburg waren die Hallen leer. Dort waren wegen des Ausstandes keine Abflüge möglich. Auch ein Drittel der Ankünfte wurde gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. Während in Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg an beiden Tagen die Arbeit niedergelegt wurde, war das in Stuttgart nur am Freitag der Fall.

Aufgerufen waren die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen. Hintergrund sind Verhandlungen zwischen Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen über Zuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie Regelungen zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Die Gewerkschaft Verdi begründete ihren Aufruf zum Warnstreik damit, dass die Verhandlungen zu keiner Lösung geführt hätten. Sie sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.

Flug-Umleitungen

Die Tui erklärte als größter Tourismuskonzern Deutschlands, Flüge ab Düsseldorf würden wegen der Streiks eventuell verspätet starten oder umgeleitet. Ein Sprecher sagte: „Die Reisenden sollten auf SMS achten, die Infos zu eventuellen neuen Abflugzeiten und –orten enthalten. Bustransfers ab Düsseldorf zu den Ausweichflughäfen wurden organisiert.“ Paderborn wurde wichtigster Ausweichflughafen. Eurowings erklärte, dass einige Flüge auch umgeleitet wurden, Reisende wurden informiert. Eurowings hat außerdem versucht, Passagiere umzubuchen auf Flüge aus anderen Städten.

Deutsche Bahn

Auch wer auf die Bahn umsteigen wollte, brauchte am Donnerstag und Freitag Geduld: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte für Freitagmorgen und den Vormittag zwischen 3 und 11 Uhr zu bundesweiten Warnstreiks im Bahnverkehr aufgerufen.

Die Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr waren jedoch den ganzen Tag über zu spüren. Die Deutsche Bahn warnte vor „erheblichen Einschränkungen“.

Das Unternehmen sagte: „Alle Fahrgäste, die ihre für den 21. April geplante Reise aufgrund des Streiks der EVG verschieben möchten, können ihr bis einschließlich 18. April gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort bis einschließlich 25. April flexibel nutzen.“

Eurobahn

Eine Sprecherin von Eurobahn teilte auf Anfrage mit, dass sie noch nicht wisse, wie viele ihrer Mitarbeitenden, die Mitglied bei der EVG sind, sich am Streik beteiligen werden. „Es ist jedoch davon auszugehen, dass unsere Leistungen betroffen sein werden, da zumeist auch Kolleg*innen der DB Infrastruktur streiken. Sollten Fahrdienstleister*innen streiken, werden wir unsere Züge nicht fahren können, selbst wenn unser Team nicht streiken würde“, schrieb sie per Mail.

National Express

Das Unternehmen National Express, zu dem unter anderem die Züge des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) zählen, schrieb per Mail, dass sich das Personal von National Express nicht am Streik beteiligen werde. „Da jedoch erneut von Streiks in den Stellwerken des Infrastrukturbetreibers DB Netz auszugehen ist, muss auch auf den von National Express betriebenen Linien mit Ausfällen und Einschränkungen gerechnet werden. Die betrieblichen Auswirkungen werden derzeit geprüft. Wie schon am vergangenen Streiktag wird National Express einen Busnotverkehr auf den zentralen Streckenabschnitten einrichten“, schrieb er weiter.

Rheinbahn/ÖPNV

Anders als am 27. März wurde der öffentliche Nahverkehr nicht gleichzeitig zu Eisenbahnen, S-Bahnen und Flugzeugen bestreikt. „Wir gehen von einem ganz normalen Verkehrstag bei der Rheinbahn aus“, erklärte ein Sprecher des Düsseldorfer Unternehmens. Es könne aber sein, dass manche Straßenbahnen oder Busse etwas leerer seien am Freitag, weil S-Bahnen weniger Passagiere aus dem Umland in die NRW-Landeshauptstadt bringen werden.

Transdev

Die EVG verhandelt derzeit in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Unternehmen der Eisenbahnbranche. Am Mittwoch wurden die Gespräche mit dem Bahn-Anbieter Transdev ergebnislos unterbrochen. Damit sollen am Freitag sämtliche Unternehmen bestreikt werden. Transdev versuchte am Donnerstag, den Warnstreik mit einer einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht Frankfurt zu stoppen, hatte damit aber keinen Erfolg. Das Gericht teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Anträge zurückgewiesen wurden.

Transdev kritisierte, dass von dem Warnstreik auch Tochterunternehmen betroffen seien, die an den Verhandlungen gar nicht beteiligt seien, „weil die Schienenlotsen (Fahrdienstleiter), die in den Stellwerken sitzen und für die Deutsche Bahn arbeiten, streiken werden“.

Die EVG nannte die Entscheidung des Gerichts am Donnerstagabend „folgerichtig“. „Es kann nicht sein, dass sich Arbeitgeber zielführenden Verhandlungen verweigern und dann verhindern wollen, dass sich unsere Kolleginnen und Kollegen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren“, hieß es.

Staus auf Straßen?

Weil Millionen Beschäftigte es gewohnt waren, einen Teil ihrer Arbeit vom Home-Office aus zu erledigen, haben einige von ihnen am Freitag auf die Fahrt ins Büro verzichtet. Dennoch gab es teilweise lange Staus auf den Autobahnen in NRW.

Hintergrund des Streiks an den Flughäfen

Streik bei Bus und Bahn in NRW - das müssen Arbeitnehmer wissen​
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Streiks bei Bus und Bahn - das müssen Arbeitnehmer wissen

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Im Luftverkehr werden derzeit Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) geführt. Gefordert werden höhere Zuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte an den Verkehrsflughäfen. Die Verhandlungen sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.

Hintergrund des Streiks bei der Bahn

 Im März war der Flughafen Düsseldorf bereits stark von Streiks betroffen.

Im März war der Flughafen Düsseldorf bereits stark von Streiks betroffen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr Lohn oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Die Deutsche Bahn hatte bisher fünf Prozent mehr und Einmalzahlungen von bis zu 2500 Euro angeboten und nun ein verbessertes Angebot auf Basis der Schlichtungsempfehlung im öffentlichen Dienst signalisiert. Die Gewerkschaft hält nichts davon, sich am öffentlichen Dienst zu orientieren, was Bahn-Vorstand Seiler scharf kritisiert: „Warum sollte das, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes gut ist, nicht auch für 180.000 Eisenbahner:innen gut sein?“ Als wahre Ursache der Eskalation sieht es der Bahn-Vorstand, dass die EVG sich von der Lokführergewerkschaft GDL abgrenzen will.

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