Düsseldorf Strauss schließt 17 Filialen

Düsseldorf · Das angeschlagene Langenfelder Unternehmen entlässt 200 Mitarbeiter, ein Viertel davon in Nordrhein-Westfalen. Nächste Woche könnte ein Insolvenzverfahren in Eigenregie eröffnet werden.

Das ist Strauss Innovation
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Um das Unternehmen zu retten, spart die Handelskette Strauss Innovation sogar am Rabatt: Statt der bisher geltenden zehn Prozent sollen Inhaber der Kundenkarte "Strauss Card" künftig nur noch fünf Prozent Nachlass bei ihrem Einkauf bekommen.

Doch damit nicht genug: Gestern kündigte das Unternehmen an, bis Mitte des Jahres 17 der 96 Filialen zu schließen und 200 der 1400 Mitarbeiter zu entlassen. In Nordrhein-Westfalen schließt Strauss die Filialen in Mönchengladbach-Rheydt und Aachen. Betroffen sind auch die Mitarbeiter am Hauptsitz des Unternehmens in Langenfeld, wo 30 Stellen gestrichen werden. Die 93 Arbeitsplätze im Logistikzentrum in Solingen bleiben vorerst erhalten.

Strauss hatte im vergangenen Jahr herbe Verluste hinnehmen müssen und daraufhin Ende Januar ein Schutzschirmverfahren beantragt. Damit sollte Zeit gewonnen werden, um das Unternehmen neu auszurichten und einen neuen Investor zu finden. Der bisherige Eigentümer, der US-Fonds Sun Capital, war zuletzt nicht mehr bereit, die Verluste alleine zu tragen und frisches Geld nachzuschießen. Erste Interessenten für Strauss gibt es bereits.

"Wir haben die Wochen unter dem Schutzschirm intensiv genutzt", sagt der Sanierungsexperte Hans Peter Döhmen, der Strauss bei der Restrukturierung berät. Mit Vermietern sprachen die Strauss-Vertreter über eine Senkung oder Streckung der Mieten — und mit Lieferanten und Dienstleistern wurde über Perspektiven gesprochen.

Auch die Mitarbeiter müssen sich auf Einschnitte gefasst machen. So wird es unter anderem einen Sanierungstarifvertrag geben, durch den die Kosten des Unternehmens für Löhne gesenkt werden können. Für rund 140 der 200 von Kündigung bedrohten Mitarbeiter soll es eine Transfergesellschaft geben. Insgesamt, hatte Hans Peter Döhmen im Gespräch mit unserer Zeitung angekündigt, wolle Strauss 20 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

Ob Strauss eine Zukunft hat, hängt allerdings auch von der Entscheidung des Amtsgerichts Düsseldorf ab. Der Kölner Anwalt Andreas Ringstmeier, der zum Sachwalter bestellt wurde, wird dem Gericht noch in dieser Woche sein Gutachten vorlegen. Strauss will eine Insolvenz in Eigenregie beantragen, so wie es zuletzt auch der Düsseldorfer Suppenhersteller Zamek getan hatte. Das Gericht muss entscheiden, ob diese in Frage kommt.

Es sind bittere Tage für das vor 112 Jahren in Düsseldorf gegründete Traditionsunternehmen, doch die Sanierer zeigen sich optimistisch: "Innovativ und mutig" wolle man in Zukunft wieder sein, das Sortiment solle "spannender, attraktiver und qualitativ hochwertiger" werden. Doch um das neue Shop-Konzept, das etwa in Bergisch-Gladbach bereits erfolgreich erprobt wurde, umzusetzen, fehlt (noch) das Geld. Auch hier ruhen die Hoffnungen auf einem neuen Investor.

Es wäre wohl die letzte Chance, Strauss zurück zu alter Blüte zu führen. Nachdem Expansionspläne krachend scheiterten, liefen die Geschäfte nur noch schleppend. Kritiker machen für die Strauss-Krise auch die Zusammenstellung des Sortiments und eine fehlende Online-Strategie verantwortlich, Hans Peter Döhmen hingegen die Versuche früherer Manager, Strauss als Discounter zu positionieren. Er glaubt an eine Zukunft des Mix aus Textilien, Lebensmitteln und Möbeln, der Strauss einst erfolgreich machte. Viele Kunden würden aufmunternde Worte schreiben, heißt es im Unternehmen. Sie wollen Strauss die Treue halten — auch bei nur noch fünf Prozent Rabatt mit der Strauss Card.

(RP)
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