Mülheim/Ruhr "Stimmung bei Kaiser's ist denkbar schlecht"

Mülheim/Ruhr · Umsatzrückgang, Mitarbeiterschwund, auslaufende Mietverträge - keiner weiß, wie es weitergehen soll.

In der Belegschaft von Kaiser's Tengelmann wächst nach den jüngsten Spekulationen um die Zukunft der Beschäftigten die Unruhe. "Die Stimmung im Unternehmen ist denkbar schlecht", sagte der Betriebsratsvorsitzende Rainer Schroers unserer Redaktion. Am Wochenende war bekanntgeworden, dass Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub angesichts des zähen und zeitaufwändigen Kampfes um die Ministererlaubnis für den Verkauf an Edeka offenbar die Geduld verliert. Spekulationen über frühzeitige Filialschließungen und den Abbau von bis zu 8000 Arbeitsplätzen machen die Runde.

Die Mitarbeiter wüssten auch nicht, wie es weitergehen solle, so Schroers. "Natürlich haben uns Mitarbeiter verlassen, die einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Bisher konnten wir diesen Wegfall kompensieren, aber es wird immer schwieriger, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten", räumte der Betriebsratschef ein. Schroers übte indirekt auch Kritik am Verhalten von Rewe, das die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka verhindern will: "Es ist traurig, dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen nicht in den Läden, sondern vor Gericht ausgetragen wird."

Kaiser's jedenfalls ist diesem Wettbewerb nicht mehr gewachsen. Das Unternehmen leidet nicht nur darunter, dass die Einkaufskonditionen zu schlecht sind. Vermieter seien angesichts der unsicheren Perspektive auch nicht mehr bereit, auslaufende Mietverträge mit dem Unternehmen zu verlängern, heißt es aus dem Umfeld von Tengelmann. Das hat die Umsätze in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich zurückgehen lassen. Tengelmann will sich zu den entsprechenden Gerüchten gegenwärtig nicht äußern.

Für den 16. November ist die Verhandlung am Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf über die Rechtmäßigkeit der Ministererlaubnis angesetzt. Ob die überhaupt noch gültig wäre, wenn es schon vorher zu Filialschließungen und Jobabbau kommen würde, wird selbst in Juristenkreisen nicht eindeutig beantwortet. Zudem muss der Bundesgerichtshof (BGH) noch über die Nichtzulassungsbeschwerde von Edeka und Tengelmann entscheiden. Ihnen hatte das OLG die Beschwerdemöglichkeit gegen den vorläufigen Stopp für die Ministererlaubnis verwehrt. Wann der BGH entscheidet, ist noch offen.

(RP)
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