Stiftung Warentest Jeder zweite Kinderstuhl ist unsicher

Berlin · Die Stiftung Warentest warnt vor Risiken und empfiehlt drei von 20 Modellen.

Eigentlich vertrauen Eltern darauf, dass ihrem Kind nichts passiert, wenn es im Hochstuhl sitzt. Doch jedes zweite Modell kann zur Gefahr werden. Dieses Ergebnis stellte Stiftung Warentest vor. "Sichere Kindermöbel zu bauen, ist keine Weltraumtechnik", sagte Werner Hinzpeter, Vize-Chefredakteur der Zeitschrift "Test". "Umso ernüchternder, dass wir vor der Hälfte der Produkte warnen müssen." Von 20 Stühlen bekamen elf die Note mangelhaft, nur drei waren gut.

Umkippen, durchrutschen und hinfallen - immer wieder verletzen sich Kinder bei Unfällen mit Hochstühlen. Der DIN-Verbraucherrat hat 4000 Unfälle mit Kopfverletzungen bei Kindern untersucht. Dabei kam heraus, dass 125 Unfälle mit Kinderhochstühlen passierten - häufiger als mit Kinderwagen oder Schaukeln. Im Verbraucher-Test erfüllten wenige Stühle das Kriterium Sicherheit. Im Kinderhochstuhl "Tamino" von "Geuther" könnten Kinder durch eine Beinöffnung rutschen und mit dem Kopf hängen bleiben. Bei gleich neun Modellen konnten Kinder rausklettern.

Hinzu kommen Schadstoffe, mit denen Kinder nicht in Berührung kommen sollten. "Kinder stecken alles in den Mund, lutschen an Polstern, verteilen Essen auf dem Tischchen", sagt Axel Neisser, Wissenschaftlicher Leiter bei der Stiftung Warentest. Sieben Modelle fielen in der Kategorie durch. Zwei enthielten hohe Mengen an Formaldehyd, das Haut und Schleimhäute reizt, Krebs oder allergische Reaktionen auslösen kann. In fünf Stühlen ließen sich sehr hohe Mengen Naphthalin nachweisen, das ebenfalls Krebs auslösen kann. Auch Weichmacher und ein möglicherweise krebserregendes Flammschutzmittel wurden entdeckt.

Stiftung Warentest kritisiert die fehlende Einsicht der Hersteller - vier Anbieter, die bei einem Test vor 15 Jahren schon ein "mangelhaft" kassierten, bekamen es auch diesmal.

Drei Modelle konnten die Tester jedoch überzeugen: Sieger sind "Evomove" der Marke "Nomi" und der Treppenstuhl "Tripp Trapp" von "Stokke", jeweils mit der Gesamtnote 1,6. Für beide müssen Eltern tief in die Tasche greifen und 350 Euro zahlen. "Bei diesen Modellen zahlt man Design und Know-how mit", sagt Projektleiter Hans-Peter Brix. Günstig und gut ist der "Safety 1st" von "Timba" für 85 Euro. Auch das günstigste Modell von Ikea für 21 Euro erzielte immerhin ein befriedigendes Ergebnis.

Eltern, die einen Stuhl mit Mängeln gekauft haben, können sich innerhalb der zweijährigen Gewährleistungsfrist an den Hersteller wenden. Polster mit Schadstoffen beispielsweise können schnell ausgetauscht werden. Wer auf der Suche nach einem neuen Stuhl ist, sollte laut Brix auf zwei Siegel achten: die Norm für Kinderhochstühle, DIN EN 14988, und das GS-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit". Es stellt sicher, dass die Schadstoff-Grenzwerte eingehalten sind. Eine weitere Möglichkeit sei, sagt der Projektleiter, einfach mal Probesitzen.

(veke)
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