Berlin Steinbrück: Griechen leiden stark

Berlin · SPD-Kanzlerkandidat warnt in Athen vor zu harten Sparauflagen der Helfer.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat davor gewarnt, die teils schlimme Lage der Bevölkerung in Griechenland zu unterschätzen. Das Land brauche mehr Zeit, um sein Konsolidierungsprogramm umzusetzen. Zudem warnte er davor, dass die Krise auch in andere Länder überschwappen könnte. Es gebe im Lande viele Arbeitslose, die Mittelschicht stürze ab. Man müsse dafür sorgen, dass die Konsolidierung nicht "eine tödliche Dosis hat", sagte Steinbrück nach einem Besuch eines Solidaritätszentrums für mittellose Menschen gestern in einem Armenviertel in Athen.

Mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent sei Griechenland kein Fall, der die Deutschen nicht berühren sollte. "Man könnte sich vorstellen, dass das, was politisch und gesellschaftlich (in Griechenland) passiert, auch überspringen kann auf jenes Land Deutschland, das sich im Augenblick wie Alice im Wunderland' fühlt und sieht", sagte Steinbrück. Der SPD-Spitzenkandidat führte anschließend Gespräche mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias sowie Ministerpräsident Antonis Samaras (Konservative) und dem mitregierenden Vorsitzenden der griechischen Sozialisten, Evangelos Venizelos. Griechenland brauche mehr Zeit, sein Konsolidierungsprogramm umzusetzen, um die Stabilität seiner Gesellschaft und der politischen Verhältnisse erhalten zu können, meinte Steinbrück nach seinem Treffen mit Venizelos.

Unter deutschen Urlaubern hat Griechenland weiterhin einen schweren Stand. Nicht einmal ein Prozent der Deutschen wollte 2013 nach Griechenland reisen, ergab eine Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen unter 4000 Bürgern. "Derzeit ist das Ansehen von Griechenland noch zu negativ", sagte Stiftungsexperte Ulrich Reinhardt.

(mar)
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