Essen Steag leiht Stadtwerken Geld zum Kauf der Steag

Essen · Der Verkauf des fünftgrößten deutschen Stromversorgers Steag an NRW-Stadtwerke sorgt erneut für Ärger. Denn die Steag selbst soll den Stadtwerken Geld leihen, damit diese den Kauf der Steag finanzieren können. Schlimmer noch: Die Steag muss sich die Mittel erst noch besorgen und plant ein Schuldschein-Darlehen über 300 Millionen Euro. Am Montag gab der Steag-Aufsichtsrat grünes Licht. Da die Aufnahme dauert, springen zunächst Banken mit einer Brückenfinanzierung ein, für die die Steag auch noch Zinsen zahlen muss, wie es heißt.

Im Land spricht man davon, dass die Stadtwerke in "Heuschrecken-Manier" vorgehen, weil Hedgefonds auf ähnliche Art ihre Übernahmeobjekte zur Kasse bitten. Das ist riskant, weil die Steag bereits Schulden hat. Ihre Verbindlichkeiten insgesamt betragen knapp eine Milliarde.

Damit setzt sich eine unrühmliche Geschichte fort, die im Jahr 2010 begonnen hat. Damals hat der Chemiekonzern Evonik 51 Prozent seiner Steag-Anteile für 650 Millionen Euro an ein Stadtwerke-Konsortium von den klammen Revier-Städten Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken verkauft. Schon damals fragten sich Kritiker, wie die Stadtwerke den Kauf und die anstehenden Investitionen finanzieren wollen.

Jetzt wollen die Stadtwerke, wie damals mit Evonik vereinbart, die restlichen Steag-Anteile für 575 Millionen Euro erwerben. 30 Prozent der Mittel bringen die Stadtwerke selbst auf, 70 Prozent werden über Fremdkapital finanziert. Und das soll teilweise von der Steag kommen. Der Essener Versorger soll den Stadtwerken 150 Millionen Euro leihen. Möglichst im August/September will die Stadtwerke-Holding den Kauf über die Bühne bringen.

"Dass die Steag in die Gesamtfinanzierung eingebunden wird, ist nicht ungewöhnlich für solche Übernahmen", weist ein Sprecher der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) den Heuschrecken-Vorwurf zurück. Die Finanzierungskosten, die der Steag entstehen, würden zudem durch die Stadtwerke-Holding erstattet.

Allerdings wird das Ganze schon seit Jahren von der Bezirksregierung als kommunaler Aufsichtsbehörde geprüft. Die will sich in den nächsten Wochen zur Rechtmäßigkeit des Kaufs der ersten Tranche äußern und muss dann auch den zweiten Teil des Deals prüfen.

(RP)
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