Statistisches Bundesamt Deutsche Wirtschaft stagniert im ersten Quartal 2023 unerwartet

Berlin · Nur knapp ist die deutsche Wirtschaft der befürchteten Winterrezession entgangen. Expertinnen und Experten hatten ein leichtes Plus erwartet.

 Blick auf einen Maschinenarbeiter in Korntal-Münchingen.

Blick auf einen Maschinenarbeiter in Korntal-Münchingen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal haarscharf an der lange befürchteten Winterrezession vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte von Januar bis März zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 0,2 Prozent erwartet, nachdem es im vierten Quartal noch ein Minus von revidiert 0,5 (bisher: -0,4) Prozent gegeben hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer Rezession gesprochen, die mit dem positiven Jahresauftakt nun verhindert wurde.

Ein besseres Abschneiden verhinderten die sinkenden Konsumausgaben der Verbraucher, die infolge der Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation nicht in Shoppinglaune sind. Auch die staatlichen Konsumausgaben nahmen ab. „Positive Impulse kamen dagegen von den Investitionen und den Exporten“, hieß es. Details wollen die Statistiker im Mai bekanntgeben.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass die Konjunktur im laufenden Frühjahrsquartal an Schwung gewinnen wird. Dazu dürfte vor allem die anziehende Industrieproduktion – auch in den energieintensiven Wirtschaftszweigen – zum Wachstum beitragen. „Zu Euphorie sollte das aber nicht verleiten“, sagte die Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams, Geraldine Dany-Knedlik. Zwar hätten die zuletzt wieder niedrigeren Energiepreise sowie die stärkere Auslandsnachfrage die Produktion gestärkt. „Allerdings lasten die hohe Inflation und damit weiterhin niedrige Reallöhne auf den verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte“, sagte die Expertin. Viele Ökonomen gehen zudem davon aus, dass die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten beispielsweise Investitionen und Bau ausbremsen dürften.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. 2024 soll das Bruttoinlandsprodukt dann um 1,6 Prozent zulegen. „Die deutsche Wirtschaft erweist sich nach der Corona-Krise auch in der Energiekrise als anpassungs- und widerstandsfähig“, sagte der Grünen-Politiker bei der Vorstellung der Frühjahresprojektion der Bundesregierung.

(msk/Reuters)
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