Roboter und autonomes Fahren Start-up will automatische Paketzustellung ermöglichen

Bonn · Drei Bonner haben eine Vision: Sie wollen mobile Packautomaten etablieren, die autonom fahren und ganz ohne Verpackungsmüll auskommen. 2021 gründeten sie ihr Start-up Innovative Robot Delivery – und landeten jetzt auf dem ersten Platz beim Accelerator-Programm High Tech NRW.

 Wenn es nach drei Bonner Gründern geht, gehört ein solches Bild bald der Vergangenheit an.

Wenn es nach drei Bonner Gründern geht, gehört ein solches Bild bald der Vergangenheit an.

Foto: dpa, mch kde tmk

Klingt das für Sie auch wie ein schöner Traum? Stellen Sie sich vor, Sie müssten nie wieder ein Paket am Kiosk abholen. Müssten sich nie wieder nach den Öffnungszeiten eines Shops richten und hätten am Ende nicht einmal Verpackungsmüll, weil sie ihre Bestellung ohne Karton bekommen. Wenn es nach drei Gründern aus Bonn geht, könnte das in den kommenden Jahren Wirklichkeit werden. Christof Schares, Boris Mayer und Christian Borger wollen mobile Automaten etablieren, die autonom fahren und ganz ohne Papiermüll auskommen.

2021 haben sie ihr Start-up Innovative Robot Delivery gegründet und wollen nun zwei Prototypen für ihre Idee entwickeln. Dafür suchen sie nach Investoren. Eine Million Euro brauchen sie oder genauer gesagt „eine Million minus 10.000 Euro“, wie Mayer sagt. Denn so viel Preisgeld haben sie gerade beim Accelerator-Programm „High Tech NRW“ gewonnen. Gegen zehn Start-ups setzten sie sich durch, belegten noch vor BioThrust aus Aachen und Gemesys Technologies aus Bochum den ersten Platz. Beide sind hochspezialisierte Start-ups, BioThrust optimiert industrielle Bioprozesse, Gemesys entwickelte ein Chipdesign für künstliche Intelligenz. Das Land unterstützt sie mit dem zwölfwöchigen Accelerator-Programm dabei, Ideen schneller umzusetzen und ihr Netzwerk zu erweitern. „Technologie-Start-ups können mit ihren bahnbrechenden Innovationen zu Wegbereitern der nachhaltigen Transformation in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus werden“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur über die elf erfolgreichen Absolventen von High Tech NRW.

 Die Gründer Christian Borger, Boris Mayer und Christof Schares (von links nach rechts) haben das Bonner Start-up Innovative Robot Delivery gegründet.

Die Gründer Christian Borger, Boris Mayer und Christof Schares (von links nach rechts) haben das Bonner Start-up Innovative Robot Delivery gegründet.

Foto: Innovative Robot Delivery

Für die drei Bonner Gründer hat alles bei der Deutschen Post angefangen. Schares war für die Geschäftskunden zuständig, Mayer und Borger entwickelten die Packstationen mit. Sie alle arbeiteten über 20 Jahre in der Industrie, haben viel praktische Erfahrung gesammelt. „Die sogenannte letzte Meile bei der Paketzustellung ist unser Steckenpferd“, sagt Mayer. Deshalb können die drei Gründer auch ganz klar die Probleme in der Branche ausmachen, die in den kommenden Jahren wohl immer akuter werden. Der Online-Handel wächst und wächst, allein im Jahr 2021 verschickten Dienstleister innerhalb Deutschlands mehr als drei Milliarden Pakete an ihre Kunden. Mayer geht davon aus, dass es 2027 mehr als fünf Milliarden sein werden. Eine Menge, die für die Zusteller kaum zu bewältigen sein wird. „Es gibt nicht genügend Boten, die Fahrzeuge blockieren die Innenstädte, die Shops reduzieren ohnehin schon ihre Öffnungszeiten, weil sie Personalmangel haben und der Verpackungsmüll hat eine sehr schlechte Klimabilanz“, sagt Mayer. Deshalb müsse man schon jetzt gegensteuern – mit der automatischen Paketzustellung, die Innovative Robot Delivery etablieren möchte.

Der Plan der Gründer sieht so aus: 2023 wollen sie die ersten Prototypen der mobilen Paket-Automaten bauen, 2024 vielbesuchte Standorte für sie ausmachen und testen und 2025 sollen die Automaten von Robotern befüllt werden statt von den Boten. Das spart Zeit und Kraft. Schritt vier folgt 2026: Die Mehrwegverpackung kommt nicht mehr beim Endkunden an. Zwar landen die Pakete verpackt im Automaten, dort werden sie aber von den Robotern geöffnet. Der Zusteller behält die Kartons und kann sie immer wieder verwenden. 2027 sollen die Automaten sogar selbstständig fahren.

Bis die drei Bonner ihre Idee vollständig umsetzen können, dauert es also noch. „Aber die Zeit spielt nicht gegen uns“, sagt Mayer. „Wir haben die Lösung für ein Problem der Zukunft.“ Wenn alles so funktioniert wie geplant, werden sie den Co2-Abdruck von Paketzustellungen deutlich verringern können.

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