Nach schwachen Quartalszahlen Städte fürchten um RWE-Dividende

Essen · Im ersten Quartal ist der Gewinn des Energiekonzerns weiter eingebrochen. RWE senkte die Gewinnprognose für 2014. Eine Dividendenkürzung wird wahrscheinlicher. Weitere Kraftwerke müssen vom Netz. Die Aktie war am Mittwoch Tages-Verlierer.

 Schwere Zeiten für RWE-Chef Peter Terium.

Schwere Zeiten für RWE-Chef Peter Terium.

Foto: dpa, ve sab

Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern steckt im "Tal der Tränen" (RWE) fest. Im ersten Quartal brach der Vorsteuer-Gewinn um über 15 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro ein - und fiel damit stärker als bei Eon. RWE macht dafür den milden Winter, den starken Wettbewerb in den Niederlanden und die niedrigen Großhandelspreise für Strom verantwortlich. "Die niedrigen Strompreise hinterlassen eine Blutspur in unserer Bilanz", sagte Bilanzvorstand Bernhard Günther. Das bekommen alle zu spüren.

Aktionäre Die RWE-Aktie gab zeitweise um 1,7 Prozent nach und war Schlusslicht im Dax. Zugleich wird eine Dividenden-Kürzung wahrscheinlicher, was auch den NRW-Kommunen weh tun würde, die 25 Prozent an RWE halten. Denn der nachhaltige Nettogewinn, bei dem Sonderfaktoren rausgerechnet sind und an dem sich die RWE-Dividende orientiert, brach um 36 Prozent ein. Da mit dem Verkauf der Gasfördertochter Dea auch ein Gewinnbringer wegfällt, senkt RWE nun seine Prognose: Der Konzern erwartet für 2014 nur noch ein nachhaltiges Nettoergebnis zwischen 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 2,3 Milliarden, was eine Dividende von einem Euro pro Aktie bedeutete. Die sind nicht mehr drin, wenn RWE nun am unteren Rand seiner neuen Prognose landet und weiter nicht mehr als die Hälfte seines nachhaltigen Nettogewinns an seine 615 Millionen Aktionäre ausschütten will. "Im Rahmen unserer Bandbreite ist eine Dividende von einem Euro möglich, aber nicht garantiert", sagte Günther.

Die Kommunen hatten RWE schon vor Wochen gewarnt: "Zu einer erneuten Kürzung der Dividende darf es nicht kommen", hatte Guntram Pehlke erklärt. Er ist Chef der Stadtwerke Dortmund, die mit 3,5 Prozent Anteil größter kommunaler Aktionär sind. "Ohne RWE-Dividende sind in Dortmund wie in anderen Städten wichtige kommunale Dienstleistungen gefährdet", so Pehlke. Für 2013 mussten die Städte bereits auf 150 Millionen Euro Dividende verzichten.

Mitarbeiter "Wir denken permanent über weitere Effizienzverbesserungen nach", sagte Finanzvorstand Günther. Aber die Quartalszahlen seien nicht schlechter ausgefallen als erwartet. Insofern müssen sich die RWE-Mitarbeiter fürs Erste auf keine neuen Schnitte einstellen. Bei RWE läuft bereits ein Sparprogramm, die Zahl der Stellen soll von einst 74 000 auf 61 000 sinken. Mit Interesse verfolgen die leitenden Angestellten die Entwicklung des Verschuldungsfaktors (das Verhältnis von Schulden zu Gewinn), von dessen Senkung künftig ihre Boni abhängen. Durch den Dea-Verkauf, der gut fünf Milliarden in die Kasse spült, werden die Schulden zwar sinken. Doch da der Gewinn auch sinkt, wird der Verschuldungsfaktor 2014 steigen, erwartet RWE.

Stromkunden RWE hat zuletzt einige zehntausend Kunden verloren und versorgt nun noch 6,5 Millionen Haushalte in Deutschland mit Strom und eine Million mit Gas. "Derzeit gibt es keine Entscheidung zu einer Strompreiserhöhung", sagte Günther. Doch was heißt derzeit? Aus Konzernkreisen verlautet, man werde in Hoffnung auf wenig Aufsehen die Preis-Erhöhung während der Fußball-WM bekannt geben.

(RP)
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