Essen Stadtwerke drohen bei Steag leer auszugehen

Essen · Ausschüttungen des Stromkonzerns könnten künftig nur noch für den Schuldendienst reichen.

Die NRW-Stadtwerke, die vor Jahren den fünftgrößten deutschen Stromkonzern Steag übernommen haben, stellen sich auf harte Zeiten ein. Sie drohen bei künftigen Ausschüttungen leer auszugehen. "Wegen der Lage der Branche ist auch bei der Steag zu erwarten, dass die Ausschüttungen an die Beteiligungsgesellschaft KSBG, in der die Stadtwerke ihre Beteiligung gebündelt haben, tendenziell sinken", sagte Bernd Winkelmann von den Dortmunder Stadtwerken unserer Redaktion. Die Steag werde zwar auch in absehbarer Zukunft so viel ausschütten, dass die KSBG ihren Schuldendienst bedienen könne. Sinken werde aber möglicherweise die Summe, die die KSBG von der Steag-Ausschüttung an die Stadtwerke weitergebe. "Es kann auch ein Jahr dabei sein, in dem die Stadtwerke gar kein Geld mehr erhalten."

Betroffen sind die Stadtwerke Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken, die einst im Größenwahn dem Evonik-Konzern die Steag für stolze 1,2 Milliarden abgekauft haben. Zunächst hatte die Steag versprochen, rund 80 Millionen Euro pro Jahr auszuschütten. Das wurde für 2015 auch noch mit Ach und Krach geschafft. Hierfür hat die Steag an die KSBG 80 Millionen ausgeschüttet, davon hat diese rund 31 Millionen an die Stadtwerke weitergereicht, so Winkelmann. 49 Millionen gehen demnach vor allem für den Schuldendienst drauf. Die KSBG hatte einst hohe Kredite aufgenommen, um den Kauf der Steag finanzieren zu können. Nun bangen die Stadtwerke, ob die Ausschüttung künftig wenigstens hierfür reichen werden, sonst bekommt ihre Beteiligungsgesellschaft ein Problem.

Die Steag leidet wie alle Versorger unter dem Verfall der Großhandelspreise. Zudem hat sie viele alte Kohlekraftwerke, kaum Spielraum für Zukunftsinvestitionen und kein erkennbares Konzept. Die Krise trifft die klammen Städte, die mit den Erlösen der Stadtwerke oft Nahverkehr oder andere öffentliche Aufgaben quersubventioniert haben. Die Probleme der Versorger werden zum wachsenden Problem für NRW.

Hunderte Kommunen, die am Branchenzweiten RWE beteiligt sind, mussten bereits für 2015 auf eine RWE-Dividende verzichten. Nach dem Motto "Weg mit Schaden" hat der Kreis Viersen jüngst den Verkauf seiner RWE-Aktien auf den Weg gebracht. Andere Kommunen denken über ähnliche Schritte nach. Die Steag-Stadtwerke sind dagegen in einem strengen Vertrag an ihren Versorger gefesselt.

(anh)
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