Bankenaufsicht schaltet Justiz ein Staatsanwaltschaft prüft Gebaren der WestLB

Düsseldorf (rpo). Die WestLB hat nicht nur keinen Chef mehr, sondern zusätzlich auch noch die Staatsanwaltschaft im Haus. Die wurde von der deutschen Finanzaufsicht eingeschaltet.

Die deutsche Bankenaufsicht schaltete nach ihrer Sonderprüfung eines riskanten Auslandsgeschäfts der WestLB die Ermittlungsbehörde in Düsseldorf ein. Von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) seien Unterlagen an die Ermittlungsbehörde weitergeleitet worden, teilte die WestLB AG am Mittwoch mit.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Abend den Eingang umfangreicher Dokumente. Nun werde geprüft, ob Verantwortliche der WestLB sich möglicherweise der Untreue schuldig gemacht haben könnten, sagte ein Behördensprecher der dpa. Sofern sich ein Anfangsverdacht für eine Straftat ergebe, werde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Dauer der Prüfung sei noch völlig offen.

Die Bank selbst sehe keinerlei Anhaltspunkte für strafbares Verhalten, sagte ein Banksprecher. Der Düsseldorfer Konzern wolle bei der Aufklärung des Sachverhalts mitwirken. Presseberichten zufolge hat die Bankenaufsicht in ihrem Prüfbericht an den Aufsichtsrat der WestLB AG gravierende Mängel bei der Risikokontrolle aufgedeckt. Daraufhin traten am Montag Bankchef Jürgen Sengera und ein weiteres WestLB-Vorstandsmitglied zurück.

Eine Sprecherin der Bankenaufsicht sagte der dpa, bei den rund 400 Banken-Sonderprüfungen im Jahr komme es "eher selten" vor, dass ein Vorgang an die Staatsanwaltschaft weitergegeben werde. Die Staatsanwaltschaft werde immer dann eingeschaltet, wenn sich bei einer Prüfung Hinweise auf mögliche Straftaten ergeben.

Suche nach Sengera-Nachfolger schwierig

Der Düsseldorfer Bankkonzern machte im Jahr 2002 einen Vorsteuerverlust von fast 1,7 Milliarden Euro. So zog ein Kredit an eine britische Leasinggesellschaft für Haushaltsgeräte eine hohe Wertberichtigung nach sich. Inzwischen zeichnet sich in Düsseldorf schon ab, dass es nach den personellen Konsequenzen für die tiefroten Zahlen auch einen Kurswechsel geben wird. Sparkassen drängen darauf, dass sich das einstige Flaggschiff der Landesbanken künftig stärker auf Kunden in Nordrhein-Westfalen und in Europa konzentriert sowie riskante Auslandsgeschäfte auf anderen Kontinenten zurückfährt.

Die Suche nach einem Nachfolger für Sengera gestaltet sich offenbar schwieriger als erwartet. Der Chef der Kreissparkasse Köln, Hans-Peter Krämer, dementierte am Mittwoch entsprechende Ambitionen. Er sei bereit, an einer Neuausrichtung der Bank als Aufsichtsratsmitglied mitzuwirken, aber nicht als Vorstand. Über die Landesbank NRW sind das Land Nordrhein-Westfalen sowie je zwei Sparkassen- und Kommunalverbände Eigentümer der WestLB AG.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort