Düsseldorf Spekulation um Rheinmetall-Fusion

Düsseldorf · Angeblich führen die Düsseldorfer Fusionsgespräche mit ihrem Münchener Wettbewerber Krauss-Maffei Wegmann. Beide wollen das nicht bestätigen. Aber in der verschwiegenen Rüstungsbranche muss das nicht viel bedeuten.

Die geplante Fusion der beiden Panzerschmieden Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Nexter schmeckte dem Rheinmetall-Konzern gar nicht. Schließlich bewaffnet der Düsseldorfer M-Dax-Konzern den Kampfpanzer "Leopard 2" von KMW und arbeitet auch bei anderen Militärfahrzeugen wie dem "Puma" oder dem "Boxer" eng mit den Münchenern zusammen. Aber es könnte doch noch ganz anders kommen. Angeblich will Rheinmetall nun seinerseits KMW übernehmen und so die gefürchtete Fusion des Partners mit den Franzosen verhindern.

Dazu soll es es auf höchster Führungsebene bereits Kontakte zwischen Rheinmetall und KMW gegeben haben, berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Branchenkreise. Ein Rheinmetall-Sprecher sagte zu den Spekulationen nur: "Wir äußern uns dazu nicht."

Die französische Nexter und Krauss Maffei Wegmann hatten in der vergangenen Woche ihre Fusion angekündigt. Rheinmetall bietet sich KMW schon seit Jahren an - bislang ohne Erfolg. Insidern zufolge bestanden sowohl die Düsseldorfer als auch die Münchener bislang stets auf der Führung bei einer möglichen Fusion, aber keiner war unter Verweis auf je eigene Erfolge und Traditionen zum Nachgeben bereit. Vor dem Hintergrund des rigiden Umgangs der französischen Regierung mit Rüstungskonzernen im eigenen Land würde KMW bei einer Fusion mit Nexter aber vermutlich ohnehin seine Selbstständigkeit verlieren.

KMW gehört zu den verschwiegensten Unternehmen in Deutschland - und die Rheinmetall AG ist auch nicht viel gesprächiger, als ihre Börsennotierung es notwendig macht. Ein Streit um Milliarden, Macht und Moral lüftete vor zwei Jahren für wenige Tage den Mantel des Schweigens - die angebliche Lieferung von 270 Panzern durch KMW an das autoritäre Regime in Saudi-Arabien löste eine öffentliche Debatte aus. Erst kam KMW ins Gerede, dann redete der rund 50-köpfige Eigentümer-Clan. Der damals 71-jährige Künstler Burkhart Braunbehrens, der seine KMW-Firmenanteile geerbt hat, forderte eine Öffnung des Eigentümerkreises und ein Zusammenrücken der Branche in Europa. Er wollte europäischen Gremien mehr Mitsprache bei Rüstungsdeals ermöglichen. Ausdrücklich sagte Braunbehrens, er könne sich auch eine Fusion mit Rheinmetall vorstellen. Die Düsseldorfer flirteten zurück: "Wir halten eine nationale Konsolidierung der Branche weiterhin für sinnvoll. Unsere Tür ist auch für KMW immer offen geblieben", sagte der Sprecher damals unserer Zeitung.

Der Konsolidierungsdruck bei Europas Rüstungsfirmen ist groß: Rheinmetall setzt im Rüstungsgeschäft mit 9200 Mitarbeitern rund 2,15 Milliarden Euro um, die Umsätze von Krauss-Maffei Wegmann (3000 Mitarbeiter) haben sich zwischen 2008 und 2013 von 1,4 Milliarden Euro auf rund 800 Millionen Euro fast halbiert. Branchenriesen wie der US-Konzern General Dynamics bringen locker das Fünffache auf die Waage. Größe ist in der stark schwankenden Rüstungsbranche mit ihren hohen Entwicklungskosten ein enormer strategischer Vorteil.

Zwei Varianten für eine mögliche Rheinmetall-KMW-Fusion sind denkbar. Kraus Maffei könnte sich bei Rheinmetall einbringen und im Gegenzug Aktien erhalten. Mit einem Anteil von mehr als einem Viertel wären die KMW-Eigner dann auf einen Schlag größter Einzelaktionär bei Rheinmetall. Alternativ könnte KMW mit der Rheinmetall-Tochter Combat fusionieren, in der die Düsseldorfer ihr Kettenpanzer- und Munitionsgeschäft bündeln. Das liefe auf eine gleichberechtigte Beteiligung hinaus. Das Sparpotenzial bei einer Fusion von Rheinmetall und KMW berechneten Branchenexperten unlängst mit 50 bis 70 Millionen Euro pro Jahr. Weil die französische Nexter auf völlig andere Produkte als KMW spezialisiert ist, wäre das Synergiepotenzial bei einer Fusion dieser Partner mutmaßlich deutlich kleiner.

(RP)
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