Nach Hilfen für Studierende SPD-Abgeordnete fordern Rettungsschirm für Auszubildende

Berlin · Die Bundesregierung ringt noch um Hilfen für Azubis in der Corona-Krise. SPD-Fachpolitiker drücken aufs Tempo und legen einen eigenen Zehn-Punkte-Plan vor. Der sieht Boni und Prämien in Milliardenhöhe vor, um den künftigen Fachkräften eine Perspektive nach Corona zu bieten.

  Eine Auszubildende arbeitet in einem Ausbildungszentrum mit einem Schweißgerät (Archiv).

Eine Auszubildende arbeitet in einem Ausbildungszentrum mit einem Schweißgerät (Archiv).

Foto: dpa/Oliver Berg

Auf die Unterstützung von Studierenden haben Union und SPD sich nach wochenlangem Streit geeinigt. Hingegen wurden die rund 1,3 Millionen Auszubildenden in Deutschland bislang von der Bundesregierung noch nicht mit Hilfen bedacht. Um ihre Perspektiven in der Corona-Krise zu sichern, fordern führende Arbeits- und Sozialpolitiker der SPD-Fraktion jetzt einen Schutzschirm mit Garantien und Boni für Betriebe und Azubis.

So wollen Fraktionsvize Bärbel Bas, der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Oliver Kaczmarek, sowie die frühere SPD-Generalsekretärin und Expertin für berufliche Bildung, Yasmin Fahimi, beispielsweise Unternehmen eine Übernahmeprämie zahlen, wenn sie Azubis aus Insolvenzbetrieben bei sich weiter beschäftigen und ausbilden. In dem Zehn-Punkte-Plan, der unserer Redaktion vorliegt, ist weiterhin vorgesehen, dass Betriebe, in denen mehr als die Hälfte der Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen sind, eine Geldspritze in Höhe von 80 Prozent des Azubi-Gehalts bekommen. Die Zuwendung solle nicht rückzahlbar sein und im Rahmen einer Projektförderung erfolgen, heißt es in dem Papier, das die Autoren auch mit der Unionsfraktion besprechen wollen.

„Wir machen uns ernsthaft Sorgen um den aktuellen und den kommenden Ausbildungsjahrgang“, sagt Bas. „Handelt die Bundesregierung nicht, droht nach der Corona-Krise der schlimmste Fachkräftemangel, den es bislang gab.“ Bas bezeichnet es als fahrlässig, dass der zuständige Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Bildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) nicht die Initiative ergreifen würden. In die Verhandlungen ist jedoch auch SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil eingebunden. Bas sagt, man wolle „eine Corona-Generation“ unter den Azubis verhindern. Doch diese Gefahr besteht angesichts erster Hinweise vom Arbeitsmarkt. „Die Bundesagentur für Arbeit meldet, dass allein zwischen März und April 12.000 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen wurden als im Vorjahreszeitraum“, sagt Fahimi. Das entspricht einem Minus von acht Prozent. Regionen wie das Ruhrgebiet, der Osten Deutschlands und Teile von Niedersachsen sollen besonders betroffen sein. „Da baut sich ein Problem vor uns auf, das wir jetzt anpacken müssen“, fordert Fahimi.

So soll der Staat Betrieben, die jetzt einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen und besetzen, die Ausbildungsvergütung für das erste Jahr aus Steuermitteln ersetzen. „Das sind je nach Branche zwischen 7000 und 14.000 Euro je Azubi“, sagt Fahimi. Ferner wollen die SPD-Experten neben anderen Maßnahmen die Lohnfortzahlung von derzeit sechs auf zwölf Wochen für Azubis verlängern, die wegen der Corona-Krise unverschuldet nicht arbeiten können.

Die Finanzierung soll aus dem Konjunkturpaket erfolgen, über das im Sommer entschieden wird. Ein Preisschild für den Steuerzahler konnte Bas noch nicht nennen, gibt aber eine Richtung vor. „Die Leistungen des Bundes wären vergleichbar mit denen für Studierende“, so Bas. Diese belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro. „Es geht um vergleichsweise überschaubare Summen, die aber extrem wichtige Maßnahmen ermöglichen“, sagt Bas.

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