Interview: Regine Stachelhaus "Sparprogramm trifft auch Eon-Manager"

Die Personalchefin von Eon rät Frauen, ihre Bescheidenheit abzulegen.

Kaum wurden Sie 2010 Eon-Personalvorstand, mussten Sie einen massiven Stellenabbau verantworten. Haben Sie Ihren Wechsel von Unicef in die raue Energiebranche bereut?

Stachelhaus Nein. Natürlich ist es einfacher, sich mit Mitarbeiter-Förderung zu beschäftigen als mit einem so umfassenden Umstrukturierungsprogramm. Doch ich bin bewusst zu Eon gegangen, weil mich die Energiewirtschaft fasziniert. Ich war während meiner Unicef-Tätigkeit oft in Afrika und weiß, was es bedeutet, wenn die Stromversorgung nicht funktioniert und wie Energie die Zukunft bestimmt.

Eon will 11 000 Arbeitsplätze abbauen. Wie viele sind schon weg?

Stachelhaus Noch steht nicht in allen Projekten fest, wo genau welche Stellen wegfallen. Der Abbau erfolgt ja über mehrere Jahre und wird sozialverträglich gestaltet. Bis 2015 werden wir aber unser Ziel erreicht haben. In München sind zum Beispiel bereits rund 400 Arbeitsplätze weggefallen, in Düsseldorf rund 200. Insgesamt werden wir allein in der Verwaltung die Zahl der Stellen um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Das hilft uns, nicht nur schlanker, sondern auch effizienter zu werden.

Eon-Chef Teyssen hatte erst mit Kündigungen gedroht. Kommt es dazu?

Stachelhaus Unser Ziel war es immer, auf betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu verzichten. Und ich hoffe sehr, dass uns das auch im weiteren Prozess gelingen wird. Denn unsere Vorruhestands- und Abfindungsangebote werden sehr gut angenommen.

Die Branche steht unter Druck. Reicht Ihr Sparprogramm Eon 2.0?

Stachelhaus Mit Eon 2.0 ist der Umbau nicht zu Ende. Ständige Verbesserung steht im Mittelpunkt unserer Strategie. Ein internationaler Konzern wie Eon muss immer besser und effizienter werden. Schließlich müssen wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten. Sparen, effizienter werden und fokussieren, insbesondere in der Verwaltung, bleibt eine Daueraufgabe.

Wir hören, dass Eon 40 Prozent der Bereichsleiter streichen will ...

Stachelhaus Nein. Ein solches Ziel gibt es nicht. Wir gehen nicht mit dem Rasenmäher durch den Konzern und streichen 40 Prozent der Führungsstellen. Andererseits: Ein Sparprogramm darf nicht nur die Basis treffen, sondern muss auch Führungskräfte einbeziehen. Grundsätzlich können auch Bereichsleiter ihre Arbeit verlieren, wenn sich Strukturen verändern.

Macht es Eon als Arbeitgeber attraktiver, wenn er mehr Ökostrom und weniger Atomstrom produziert?

Stachelhaus Ja, vor allem für Frauen werden wir attraktiver. Während man in unseren traditionellen Kraftwerken nur wenig Frauen findet, ist der Frauenanteil bei unserer Ökostromtochter Climate & Renewables deutlich höher.

Was halten Sie von einer Frauenquote, wie sie die Arbeitsministerin will?

Stachelhaus Ich halte nichts von einer starren gesetzlichen Frauenquote. Wichtiger ist es, Frauen aus dem mittleren Management zu entwickeln, damit sie für Topjobs infrage kommen. Wir brauchen keinen staatlichen Zwang. Die Unternehmen haben bereits verstanden, dass sie Frauen brauchen.

Das ist in der Energie kaum zu sehen.

Stachelhaus Kraftwerke sind aus der Geschichte heraus männerdominiert. Aber wir arbeiten daran, das zu ändern. In den Führungsebenen unter dem Vorstand sind bei Eon weltweit rund 13 Prozent der Beschäftigten Frauen. In Deutschland sind es weniger, in Osteuropa deutlich mehr. In Deutschland wollen wir bis 2016 den Anteil der Führungsfrauen auf 14 Prozent steigern und mittelfristig verdoppeln.

Sind die Frauen auch selbst schuld?

Stachelhaus Das kann man so allgemein nicht sagen. Viele Frauen sind häufig hin und her gerissen bei ihrer Lebensplanung. Sie stellen sich die Frage, ob sie Karriere machen oder sich hauptsächlich auf die Familie konzentrieren wollen. Das ist bei Männern häufig anders.

Wie war es bei Ihnen?

Stachelhaus Ich hatte das Glück, dass mein Mann mir zu Hause den Rücken frei hält. Er ist Musiker und hatte mehr zeitlichen Spielraum als ich. Er hat sich viel um unseren inzwischen 26-jährigen Sohn gekümmert und später auch um unseren Pflegesohn, der aus Eritrea stammt. Unser Pflegesohn hatte keine Familie und ist mit 16 Jahren zu uns gekommen.

Was raten Sie Frauen?

Stachelhaus Frauen sollten lernen, ihre guten Leistungen offensiver zu verkaufen. Oft treten sie im Berufsalltag zu bescheiden auf. Was ihnen in der Kindheit vielleicht Lob eingebracht hat, schadet auf dem Weg nach oben. Das gilt vor allem in Männer-Domänen wie der Energiewirtschaft.

Antje Höning und Reinhard Kowalewsky führten das Gespräch. www.rp-online.de/wirtschaft

(RP)
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