München Sky wächst auf Kosten der Gaststätten

München · Der Bezahlsender schreibt noch immer Verluste, doch es geht aufwärts. Die Gründe freuen nicht alle.

Könnte man auf die Geschäftszahlen von Sky Deutschland wetten wie auf ein Bundesliga-Ergebnis, gäbe es einen ähnlichen Effekt wie bei Bayern München - nur umgekehrt. Während man bei den Bayern im Grunde mit einer Wette auf einen Sieg nichts falsch machen kann, gilt es bei Sky, konsequent auf Verluste zu wetten. Die fährt das Münchner Unternehmen nämlich seit Jahren genauso zuverlässig ein wie der Rekordmeister Titel.

Immerhin: Diesmal konnte Sky den Verlust im zweiten Quartal im Jahresvergleich halbieren. Auch Umsatz und Abonnenten-Zahl entwickeln sich positiv (siehe Grafik). Etwas ist in Bewegung geraten beim Bezahlsender. Erstmals in der Firmengeschichte scheint der Sender tatsächlich in der Lage zu sein, ein tragfähiges Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen. Die Gründe für den zarten Hoffnungsschimmer dürften jedoch nicht allen gefallen.

Vor allem Wirte trifft die neue Geschäftsstrategie hart. Viele Kneipen-Besitzer können sich das Abo nach drastischen Preiserhöhungen nicht mehr leisten. Die Preise richten sich nicht mehr allein nach Quadratmeterzahl, sondern auch nach Kaufkraft und Fußballaffinität der Region. Kneipen in Städten von Bundesliga-Klubs zahlen damit automatisch mehr. Im Gaststätten-Gewerbe vermuten viele, dass Sky die Preise erhöht, damit weniger Kneipen die Bundesliga zeigen. Dadurch könnte der Sender mehr private Abonnenten gewinnen. Sky hat solchen Behauptungen in der Vergangenheit immer widersprochen.

Fakt ist: Noch nie hatten so viele Privatkunden ein Sky-Abo. Das liegt auch am veränderten Nutzerverhalten und technischem Fortschritt. Kunden sind durch Plattformen wie iTunes, aber auch Streaming-Dienste wie Netflix, Maxdome oder Amazons Prime Instant Video inzwischen daran gewöhnt, für hochwertige Inhalte Geld auszugeben.

Weil gleichzeitig auch die Ausstattung der Wohnzimmer deutlich professioneller wurde - inzwischen gibt es kaum eine Wohnung ohne riesigen Flachbild-Fernseher mit Surround-System - profitiert davon auch Sky immer stärker. Es macht einfach mehr Spaß, Bundesliga in hochauflösendem HD auf dem heimischen Fernseher zu gucken als früher auf der alten Röhre.

Durch die Streaming-Angebote hat Sky allerdings auch deutlich mehr Konkurrenz bekommen - vor allem was den Bereich Filme und Serien angeht. Um langfristig schwarze Zahlen zu schreiben, muss Sky daher ein Angebot schaffen, dass einerseits den Nutzergewohnheiten entspricht, also auf allen Geräten vom Smartphone bis zum Fernseher reibungslos funktioniert. Andererseits muss es weiterhin so exklusiv sein, dass die vergleichsweise hohen Abo-Gebühren gerechtfertigt sind. Mit steigenden Möglichkeiten steigen bei Kunden eben auch die Ansprüche.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort