Sjöstedt soll Karstadt retten

Mit Ausländern an der Spitze hat Karstadt bisher nur Pech gehabt. Der Investor Nicolas Berggruen, der den Warenhaus-Konzern für einen Euro aus der Pleite kaufte, entpuppte sich als großer Blender, der weder die versprochenen Gelder noch neue Perspektiven gab. Sein Warenhaus-Chef Andrew Jennings fiel mehr durch schrille Krawatten als durch gute Ideen auf. Und so steht das Unternehmen noch immer da, wo es seit Jahren steht: am Rand des Abgrunds. Nun soll eine Schwedin dafür sorgen, dass man wieder festen Boden unter die Füße bekommt. Eva-Lotta Sjöstedt führt vom 24. Februar an Karstadt mit seinen 24 000 Mitarbeitern.

Dass sie die passende Frau für heikle Missionen ist, hat die Mutter von drei Kindern bereits bewiesen. Für ihren bisherigen Arbeitgeber Ikea hatte sie den japanischen Möbelmarkt erobert, was ihren Vorgängern über Jahrzehnte nicht gelungen war. Zugleich behauptete sie sich in der männerdominierten japanischen Geschäftswelt. Zuletzt war Sjöstedt bei Ikea für die Verknüpfung von stationärem und Online-Handel zuständig. Diese Erfahrungen wird sie in Essen gut gebrauchen können: Die verschlafene Online-Revolution gilt als eins der zwei großen Probleme von Karstadt. Das andere ist die ruinöse Konkurrenz zum Nachbarn Kaufhof. Beobachter trauen es der geschickten wie durchsetzungsstarken Managerin zu, dass sie einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss mit der Metro-Tochter nimmt, auch wenn dies den Karstadt-Mitarbeitern weitere Opfer abverlangen wird. Doch ohne einen Zusammenschluss wird Karstadt in Online-Deutschland kaum eine Chance haben. anh

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort