Verbraucherschützer geben Ausblick Butter wird günstiger – was ist mit anderen Lebensmitteln?

Düsseldorf · Die Butterpreise sinken aktuell wieder. Ein Päckchen Butter hat vor genau einem Jahr 1,43 Euro gekostet, der Höchstpreis war Ende November mit 2,36 Euro erreicht. Wie sieht es mit den anderen Milchprodukten oder Lebensmitteln aus?

Lebensmittel und Sprit: Diese Produkte sind 2022 teurer geworden
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Diese Produkte sind 2022 teurer geworden

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Foto: dpa/Arne Dedert

Aldi und Kaufland machten es vor, andere ziehen nun nach: Nach einem inflationsbedingten Rekordhoch wird Butter nun wieder günstiger. Grund dafür sind neue Verträge in der Milchbranche. Die bisherigen waren Ende Januar ausgelaufen, sodass Händler neue und vor allem günstigere Einkaufspreise aushandeln konnten.

Das spiegelt sich direkt beim Einkauf im Supermarkt und Discounter wider: Lidl hat den Preis für eine 250-Gramm-Packung Deutsche Markenbutter der Eigenmarke „Milbona“ von 1,99 Euro auf 1,59 Euro gesenkt. Den Preisvorteil durch gesunkene Rohstoffpreise wolle man direkt an die Kunden weitergeben, heißt es. Netto und Edeka ziehen preislich gleich. Und auch Bio-Produkte und sogenannte Mischstreichfette, die meistens mit Buttermilch oder Joghurt angereichert sind, sollen günstiger werden. Bei Netto kostet die „Biobio“-Butter aktuell 2,89 Euro. Zum Vergleich: Laut Milchindustrie-Verband lag der Preis für ein Päckchen Butter vor genau einem Jahr bei 1,43 Euro. Der Höchstpreis war Ende November mit 2,36 Euro erreicht, danach sanken die Preise stetig.

Wer nun auf generelle Preissenkungen bei Milchprodukten hofft, wird enttäuscht. „Es geht im Kern gerade nur um Butter und nicht das gesamte Sortiment an Milchprodukten“, stellt Björn Börgermann, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands, fest. Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW bestätigt: „Die Butterpreisverhandlungen sind losgekoppelt von anderen Milchprodukten. Sie werden separat verhandelt.“ Und so kommt es, dass für Käse, Joghurt und Co. weiterhin höhere Preise aufgerufen werden können.

Doch warum beginnen die Vergünstigungen ausgerechnet bei der Butter? Laut Milchindustrie-Verband liege das schlicht an Angebot und Nachfrage. „Und in der Tat gab es seit November mehr Milch in Deutschland und damit auch mehr Milchfett von den Höfen für die Herstellung von Butter. Ende 2022 lag die Steigerung bei der Rohmilchmenge bei vier Prozent“, so Börgermann. Auf Verbraucherseite fehle zudem die Kaufkraft: „Konsumenten sparen bei Lebensmitteln.“ Der Konsum sei zurückgegangen, und infolgedessen hätten die Preise nachgegeben.

Verbraucherschützer Waskow hat eine noch simplere Antwort. Dass ausgerechnet die Butter günstiger wird, wundert ihn nicht. „Butter ist ein Leitprodukt. Das ist eine strategische Preissenkung.“ Und tatsächlich haben Berichte über die Umstellung von Butter auf Margarine in einigen Kliniken erst kürzlich gezeigt, dass viele Menschen die Lebensmittellage an der Butter festmachen. Butter hat in Deutschland Symbolcharakter.

Aus Sicht des Verbraucherschutz-Experten finde bei Supermärkten und Discountern aber oft eine Quersubventionierung statt. Bedeutet: Der Preis für ein oder mehrere ausgewählte Produkte sinkt, dafür bleiben andere Produkte teuer. So würden Händler sicherstellen, dass ihnen trotzdem keine Einnahmen entgehen. Waskow kritisiert zudem, dass die Preisbildung zwischen Handel und Herstellern – in diesem Fall Molkereien und Einzelhandel – intransparent sei. Man wisse nur, dass der Verbraucherpreis für Butter um 40 Cent gesenkt wurde. Wie genau der ausgewiesene Endpreis im Supermarktregal zustande komme – und wie viel der Händler zuvor noch aufgeschlagen hat – sei aber nicht bekannt.

Auch bei den Lebensmittelpreisen außerhalb des Kühlregals sieht er noch keine Zeit zum Aufatmen. „Die meisten Lebensmittel werden im nächsten halben Jahr voraussichtlich nicht viel günstiger“, prognostiziert der Verbraucherschützer. Stattdessen würden eher wieder Normalpreise bei Produkten eintreten, die bis vor Kurzem extrem teuer waren. Eines davon sei Sonnenblumenöl: Bevor die Preise in die Höhe geschossen seien, habe der Liter 1,29 Euro gekostet, dann sei er auf 3,99 bis 5,99 Euro gestiegen. Erst kürzlich habe man wieder Sonnenblumenöl für 1,29 Euro kaufen können – allerdings nur eine 700-Milliliter-Flasche. „Das ist immer noch teurer als zuvor, aber wieder im normalen Bereich“, so Waskow: „Das Niveau von vor zwei Jahren werden wir aber nicht mehr erreichen.“

 Günstigere Preise gibt es vorerst nur bei der Butter. Weitere Lebensmittel bleiben inflationsbedingt teuer.

Günstigere Preise gibt es vorerst nur bei der Butter. Weitere Lebensmittel bleiben inflationsbedingt teuer.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Händler wollten sich auf Anfrage nicht konkret zu weiteren Preisentwicklungen äußern. Auch der Milchindustrie-Verband kann keine klare Prognose abgeben. „Jeden Tag wird verhandelt bei den Molkereien, mit dem Lebensmitteleinzelhandel, mit Industriekunden oder im Export“, heißt es. Welches Ergebnis man bei den nächsten Verhandlungen erreichen könne, wisse der Verband nicht.

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