München Siemens lässt seine vielen Krisen hinter sich

München · Siemens-Chef Peter Löscher verschaffte die gestrige Hauptversammlung große Genugtuung. Als er vor vier Jahren als neuer Lenker präsentiert wurde, kannte ihn hierzulande fast niemand. Entsprechend zurückhaltend waren die Erwartungen. Doch der Österreicher hat es geschafft: Er hat die Korruptionsaffäre aufarbeiten lassen und aus dem Gemischtwarenladen einen Industrie- und Gesundheitskonzern gemacht.

Beides mit Erfolg: In Sachen saubere Geschäftsführung (Compliance) gilt Siemens heute als Vorbild. Und unternehmerisch wirtschaftet der Konzern erfolgreich. Die Krise hat Siemens 2010 mit einem Rekordergebnis von 4,1 Milliarden Euro beendet. 46 Prozent davon gehen an die Aktionäre. Ihre Dividende steigt gegenüber dem Vorjahr um knapp 70 Prozent auf 2,70 Euro. Entsprechend dankten viele der 8000 Aktionäre, die zur Hauptversammlung nach München gekommen waren. "Siemens hat einen Läuterungs- und Modernisierungskurs hinter sich gebracht, der seinesgleichen sucht", sagte Daniela Bergdolt von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Auch ins neue Geschäftsjahr ist Siemens gut gestartet. Der Gewinn lag im ersten Quartal (das sind bei Siemens die Monate Oktober bis Dezember) bei 1,8 Milliarden Euro und damit 17 Prozent über dem des Vorjahresquartals. Der Umsatz kletterte um zwölf Prozent auf 19,5 Milliarden. Damit übertraf Siemens die Erwartungen der Analysten.

Siemens ist wieder ein "normales" Unternehmen. Das wird Peter Löscher nicht müde zu betonen. Nach den großen Krisen steht jetzt das eigentliche Geschäft wieder im Vordergrund. Von "kapital-effizientem" Wachstum spricht Finanzchef Joe Kaeser. Konkret heißt das: Der Münchner Konzern will aus eigener Kraft wachsen und nicht zu jedem Preis. Den Kauf von Unternehmen schließt der Konzern nicht aus, aber immer nur zu guten Preisen und als Ergänzung zu den drei Kernbereichen Industrie, Energie und Gesundheit. Überteuerte Zukäufe wie in der Vergangenheit, die zu Abschreibungen in Milliardenhöhe geführt haben, soll es nicht mehr geben.

(RP)
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