Übernahmepoker Siemens bietet 3,9 Milliarden bei Alstom

München/Paris · Der deutsche Elektrokonzern Siemens will die Gasturbinensparte der Franzosen schlucken. Die Zugsparte in Krefeld soll Teil eines "europäischen Champions" werden - also aus Paris gesteuert werden. Mitsubishi steigt bei Alstom insgesamt ein.

 Der deutsche Elektrokonzern Siemens, mit Joe Kaeser an der Spitze, will die Gasturbinensparte von Alstom schlucken.

Der deutsche Elektrokonzern Siemens, mit Joe Kaeser an der Spitze, will die Gasturbinensparte von Alstom schlucken.

Foto: dpa

Siemens und der japanische Konzern Mitsubishi Heavy Industries wollen die Übernahme des französischen Wettbewerbers Alstom durch den US-Giganten General Electric (GE) nun tatsächlich gemeinsam verhindern. Das verkündeten Siemens und Mitsubishi gestern.

Dabei will Siemens den Franzosen nun ihre Sparte für Gasturbinen für 3,9 Milliarden Euro abkaufen. Mitsubishi will sich gleichzeitig mit 3,1 Milliarden Euro am Alstom-Konzern beteiligen und Minderheitsanteile an drei Sparten des Energiegeschäftes erwerben. Und für die Zugsparten von Siemens und Alstom peilt Siemens-Chef Joe Kaeser die Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmens an. "Wir wollen mit Alstom prüfen, im Bahngeschäft einen Europäischen Champion für den Weltmarkt zu schaffen", sagt er.

Was bedeutet dies alles?

Für das Zuggeschäft in Krefeld mit seinen rund 2400 Mitarbeitern ist zu erwarten, dass es irgendwann von Paris aus gelenkt wird. Weil die Auftragsbücher voll sind, ist zwar schnell kein weiterer Stellenabbau zu befürchten, aber Gewerkschaft und Betriebsrat sind alarmiert: So hat Knut Gieseler, Vorsitzender der IG Metall in NRW, angekündigt, dass er für die Zukunft der Bahntechnik in Krefeld kämpfen wolle. Insbesondere stellt sich die Frage, ob es weiter eine eigenständige Entwicklungsabteilung bei der deutschen Bahntechnik gibt, wenn der ICE und der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV von nur noch einer Firma kommen.

Gleichzeitig ist zu erwarten, dass die Politik in Paris den Vorstoß von Siemens und Mitsubishi unterstützt. Denn Alstom würde mit dem Minderheitspartner Mitsubishi viel mehr Unabhängigkeit behalten als bei einer Übernahme durch GE.

Zentralisierung des Zuggeschäftes bei Alstom

Weil Siemens die Gasturbinensparte von Frankreich aus leiten würde, wäre dies ein kleiner Prestigegewinn für Paris, noch mehr natürlich die zu erwartende künftige Zentralisierung des Zuggeschäftes bei Alstom. Nach Airbus gäbe es einen weiteren High-Tech-Konzern mit Hauptsitz in Frankreich. Außerdem verknüpfen Siemens und Mitsubishi ihre Offerten mit jeweiligen Jobgarantien für einen gewissen Zeitraum bei Alstom. "Das Angebot ist eine attraktive Konstellation, die es sich lohnt zu prüfen. Das wird der Verwaltungsrat von Alstom auch sicher im Sinne aller Aktionäre tun", erklärte Kaeser.

Am Dienstag will er mit Mitsubishi-Chef Shunichi Miyanaga bei Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg vorsprechen. Das Parlament in Paris bestätigte, dass Kaeser heute zu einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung erwartet wird.

General Electric äußerte zunächst keine Absichten, das eigene Angebot in Höhe von 12,4 Milliarden Euro für Alstom weiter nachzubessern. GE werde sich nicht an einem Bieterkrieg beteiligen, erklärte eine Sprecherin der Konzerns. Das klingt fast schon wie eine Kapitulation.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort