Krefeld Siemens-Betriebsrat sorgt sich um Krefelder Jobs
Krefeld · Der Siemens-Betriebsrat hat Konzernchef Joe Kaeser in die Pflicht genommen, im Rahmen des anstehenden Konzern-Umbaus auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Neuausrichtung dürfe nicht nur "ein weiteres Personalabbauprogramm als zentrales Ziel beinhalten", sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn gestern in Krefeld im Rahmen des deutschlandweiten IG-Metall-Aktionstages.
In rund 80 Standorten protestierten nach IG-Metall-Angaben mehrere tausend Mitarbeiter gegen die Umbaupläne. Krefeld zählte mit rund 1500 Teilnehmern - neben München und Berlin - zu den zentralen Proteststandorten. Siemens-Chef Kaeser will dem Unternehmen eine schlankere Struktur verpassen und dadurch die Kosten bis Ende 2016 um eine Milliarde Euro herunterschrauben. Anders als einen möglichen Stellenabbau befürwortet die Belegschaft laut Birgit Steinborn eine straffere und unbürokratischere Struktur des Konzerns.
In Bezug auf Verhandlungen um einen Einstieg von Siemens beim französischen Rivalen Alstom sagte Steinborn, dass "noch nichts entschieden" sei. Der Standort Krefeld könnte von einem Einstieg besonders betroffen sein. Siemens soll den Franzosen vorgeschlagen haben, die in Krefeld ansässige Bahn-sparte gegen die Energiesparte von Alstom zu tauschen.
Falls Siemens den Zuschlag erhalte, müssten die Interessen der Beschäftigten gewahrt werden, betonte Steinborn, die auch im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt. "Wir erwarten von der Firmenleitung, dass keine Standorte gegeneinander ausgespielt werden", sagte die Gesamtbetriebsratschefin. Sie machte sich für eine Garantie der deutschen Arbeitsplätze und Standorte stark - nicht nur von Siemens, sondern auch von Alstom.
Heinz Spörk, Betriebsratschef des ICE-Werks in Krefeld, kritisierte den Konzernumbau scharf und sprach von einer "gigantischen, nie da gewesenen Mogelpackung". Er drängte darauf, dass Siemens das Bahngeschäft behalten und Abgabeversuche einstellen solle.
Auch die IG Metall betrachtet die Umbaupläne von Siemens mit Sorge. "Die Beschäftigten dürfen nicht zur Manövriermasse wirtschaftlicher Macht und finanzgetriebener Interessen degradiert werden", sagte Bundesvorstand Jürgen Kerner.