Kursverluste für die meisten Neulinge Schwierige Premiere für die Dax-Aufsteiger

Frankfurt/Düsseldorf · An einem schwachen Börsentag erlebten auch die meisten Neulinge Verluste. Doch bei vielen von ihnen ist die Perspektive positiv. Und mit dem Luftfahrtkonzern Airbus ist ein Schwergewicht dazugekommen.

 Neue Werte: Die zehn Dax-Aufsteiger stehen auf einem Display unterhalb der Anzeigetafel an der Frankfurter Börse.

Neue Werte: Die zehn Dax-Aufsteiger stehen auf einem Display unterhalb der Anzeigetafel an der Frankfurter Börse.

Foto: dpa/Boris Roessler

Wenn man als neues Teammitglied in eine Fußballmannschaft eingewechselt wird, die einen schlechten Tag erwischt hat, fällt einem der Start meist ein bisschen schwer. So oder ähnlich ist es am Montag fast allen Neulingen im Deutschen Aktien-Index (Dax) ergangen. Der Index verlor im Tagesverlauf rund 2,3 Prozent. Von den Dax-Newcomern notierten bis zum Ende des Xetra-Handels das Hildener Biotech-Unternehmen Qiagen, der Duft- und Geschmackstoffhersteller Symrise sowie der Kochboxen-Anbieter Hellofresh noch leicht in der Gewinnzone. Die anderen waren dagegen mit mehr oder weniger schweren Verlusten geschlagen.

Mit Qiagen ist bereits einer jener Neulinge genannt, die viel Perspektive mit sich bringen. Biotechnologie gilt immer noch als eine der Wachstumsbranchen schlechthin. Das kleine Aber: Qiagen, einst ein Spin-off an der Düsseldorfer Universität, hat vom coronabedingten Hoch der Bio-, Pharma- und Laborbranche profitiert. Die Aktie ist daher bei weitem nicht mehr so günstig wie früher. Das sollten Investoren zumindest im Kopf haben – genau wie die Tatsache, dass die Firma mit Sitz in Hilden in den vergangenen Jahren nichts an seine Aktionäre ausgeschüttet hat und auch für das kommende Jahr keine Dividende geplant ist.

Zu den großen Verlierern des ersten Tages gehörte am Montag der Autobauer Porsche. Hand in Hand mit der Konzernmutter VW verloren die Zuffenhausener deutlich mehr als vier Prozent an Wert. Dennoch gründen sich viele Börsenhoffnungen auf das Unternehmen. Markenchef Oliver Blume hat zu Jahresbeginn für die nächsten fünf Jahre 15 Milliarden Euro Investitionen in die Elektromobilität angekündigt; bis 2030 sollen mehr als 80 Prozent der hauseigenen Fahrzeuge elektrisch angetrieben sein – zumindest als Hybrid. Zukunftsfähig scheint Porsche also aufgestellt zu sein, und im Vergleich zu den VW-Papieren war die Aktie bisher günstiger bewertet. Zudem zahlte Porsche mehr Dividende. So etwas weckt Erwartungen bei potenziellen Anlegern. Das gilt gleichermaßen für den Kochboxenanbieter Hellofresh. Mit den Boxen kann man zu Hause ohne viel Aufwand Essen zubereiten – ein Umstand, der vor allem gestressten Berufstätigen entgegenkommen soll. In der Zeit des Homeoffice ist das Unternehmen entsprechend stark gewachsen. Doch das Wachstum steht und fällt damit, ob und wie viele Mitarbeiter in die Betriebe zurückkehren oder schon zurückgekehrt sind. Fazit: Die Aktie hat durchaus Potenzial, birgt aber auch Risiken.

Dasselbe gilt für Zalando. Das liegt weniger am Geschäftsmodell Online-Handel, das noch genug Perspektive bietet, sondern daran, dass nach den exorbitanten Wachstumsraten der Vergangenheit die Kurve künftig weniger steil nach oben gehen könnte. So etwas verprellt mitunter besonders profitorientierte Investoren. Dennoch: Der Online-Einkauf ist aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken, insofern birgt auch Zalando weiter Potenzial.

Und noch mal Corona: Der Flugzeugbauer Airbus, das Schwergewicht unter den Dax-Neulingen, hat zwar unter dem eingebrochenen Flugverkehr in der Krise gelitten, aber den Neustart gut hinbekommen. In diesem Jahr will Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern 600 Maschinen an die Kunden ausliefern. Aus Sicht von Experten hat Airbus die Wende schneller geschafft als erwartet. Die Aktie gilt als dauerhafte Verstärkung für den Dax. Bei Airbus führt übrigens ein alter Bekannter den Verwaltungsrat: René Obermann, der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom.

Und die anderen? Brenntag, weltweit größter Chemikalienhändler, wird als konjunkturzyklischer Wert gern gesehen, der Medizintechnik-Ableger Siemens Healthineers hat sich mit Corona-Schnelltests für den Moment ein einträgliches Zusatzgeschäft aufgebaut. Symrise, einem Lieferanten von Zusatzstoffen für Duft und Geschmack, wird für die nächsten Jahre ein stabiles Umsatzwachstum erwartet.

Fazit: Ob Deutschlands Wirtschaft durch die Aufstockung des Dax im internationalen Vergleich profitiert, bleibt strittig. Wachstumspotenzial haben die Einzelpapiere aber durchaus.

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