Düsseldorf Schwaches Ausland bremst Ergo

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Versicherer hat seinen Gewinn im vergangenen Jahr zwar verdoppelt. Aber im Geschäft jenseits der Grenzen schreibt der Konzern tiefrote Zahlen – vor allem wegen Polen und der Türkei. Vorstandschef Torsten Oletzky verspricht für 2011 deutliche Besserung.

Das Ergebnis mehr als verdoppelt, erstmals über 20 Milliarden Euro an Prämien eingenommen, deutliche Verbesserungen bei den Kapitalanlagen dank der Entspannung an den Finanzmärkten erzielt – der Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo kann zufrieden sein mit dem abgelaufenen Jahr. Aber: Tiefrote Zahlen im Auslandsgeschäft trüben das Gesamtbild. Unter dem Strich hat das Geschäft jenseits der Grenzen dem Konzern 2010 ein Minus von etwa 144 Millionen Euro eingebrockt. "Hier besteht der größte Verbesserungsbedarf", bestätigt Ergo-Chef Torsten Oletzky. Der Teilverlust schmälert die Freude über den Konzern-Gesamtgewinn von etwa 355 Millionen Euro.

Die Schwächen im Ausland sollen nach den Vorstellungen von Oletzky allerdings bald ausgemerzt sein. Zum einen, weil der lange und strenge Winter sowie die Überschwemmungsschäden in Polen sich so nicht wiederholen sollen; zum anderen, weil Ergo sich im sehr harten Wettbewerb in der Türkei besser behaupten will als bisher. Vor allem das Kfz-Geschäft am Bosporus müsse profitabler werden, fordert Oletzky. Sein Ziel: Im Auslandsgeschäft soll Ergo in diesem Jahr eine schwarze Null schreiben. Konzernweit solle das Ergebnis in diesem Jahr auf 450 Millionen bis 550 Millionen Euro steigen, sagt der Manager. Das wäre ein Plus von fast 27 Prozent.

Derzeit liefern alle Ergo-Sparten Wachstumsbeiträge. Aber im Lebensversicherungsgeschäft speist sich das allein aus Rentenversicherungen mit Einmalbeitrag. Bei Verträgen mit laufenden Beiträgen hat Ergo leicht verloren. Ein Problem, das freilich derzeit auch bei andern in der Branche zu beobachten ist.

Der große Treibsatz für den Gewinnanstieg bei der Ergo ist ohnehin trotz aller Verbesserungen bei den Beitragseinnahmen (insgesamt beträgt das Plus 5,7 Prozent) nicht das reine Versicherungsgeschäft, sondern die Geldanlage an den Kapitalmärkten. Die hat Ergo im vergangenen Jahr mehr als fünf Milliarden Euro eingebracht, rund ein Viertel mehr als 2009. Dass sich diese Entwicklung im laufenden Jahr so fortsetzt, ist allerdings sehr fraglich. Schuld sind die Euro-Krise und der Wertverfall bei Staatsanleihen einiger südeuropäischer Länder, in die Ergo mehrere Milliarden Euro investiert hat. Sollten die Gläubiger solcher Anleihen mitzahlen müssen, wenn es um die Sanierung maroder Staaten wie Griechenland oder Portugal geht, könnte das auch Ergo belasten. Allerdings nicht in ernsthafte Nöte bringen, wie Oletzky gestern bei der Bilanzvorlage betonte.

Der Vorstandschef und sein Team arbeiten weiter daran, den Markennamen Ergo noch bekannter zu machen. Dessen Verbreitung hat die Gruppe im vergangenen Jahr die Traditionsmarken Victoria und Hamburg-Mannheimer geopfert. "Ein riskanter Schritt" sei das gewesen, räumt Oletzky ein. Und ein langer Weg: Drei Jahre kalkuliert der Vorstandschef ein, in denen die Markenbekanntheit bei den Kunden den Zielwert von 80 Prozent erreicht haben soll.

Derweil arbeitet die Ergo auch daran, für den Kunden transparenter und verständlicher zu werden. Versicherungsbedingungen wurden stark geschrumpft, damit das Beiwerk der Policen für die Versicherten verständlicher wird, der gesamte Schriftverkehr mit dem Kunden wird derzeit überarbeitet. Für solche Dinge hat das Unternehmen eigens eine Kundenwerkstatt eingerichtet, in der die Versicherten Anregungen geben sollen, was sie bei Ergo für verbesserungsbedürftig halten.

(RP)
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