Düsseldorf Schwache Bilanz am NRW-Ausbildungsmarkt

Düsseldorf · Der doppelte Abiturjahrgang brachte mehr Bewerber. Gleichzeitig sank die Zahl der Azubi-Stellen.

Der doppelte Abiturjahrgang sollte in diesem Jahr nicht nur für volle Hörsäle an den Universitäten sorgen, auch der Arbeitsmarkt sollte von vielen qualifizierten Bewerbern profitieren und der Wirtschaft die Chance bieten, für die Zukunft Fachkräfte auszubilden. Seit Jahren sprechen die Bundesagentur für Arbeit und die Kammern von drohenden Fachkräfteengpässen.

Daher überrascht die Bilanz des NRW-Ausbildungsmarktes 2012/13 Peter Jäger, den Geschäftsführer der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, sehr: "Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist größer geworden. Wie erwartet hatten wir mehr Bewerber aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs, aber unerwartet weniger Ausbildungsangebote", sagte er.

Insgesamt hatten sich 143 958 Bewerber bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Das sind 2707 Bewerber (1,9 Prozent) mehr als im vergangenen Ausbildungsjahr. Von ihnen haben derzeit rund 63 000 einen Ausbildungsvertrag. 56 460 Bewerber haben sich bei der Berufsberatung abgemeldet, zum Beispiel Abiturienten, die ein Studium aufgenommen haben, oder diejenigen, die anderweitig eine Stelle fanden. 6327 Bewerber seien noch unversorgt, sagt Jäger – ein Plus von fast 45 Prozent.

Unterm Strich wurden knapp 101 000 Ausbildungsstellen gemeldet – ein Rückgang um 2,7 Prozent. Jäger schätzt, dass die Bilanz am Ende des laufenden Jahres, wenn die Kammern die Zahlen der Ausbildungsverträge vorlegen, "nicht freundlicher" aussehen wird. Der Bundesagentur für Arbeit liegt bislang nur die Zahl der Bewerber und Ausbildungsstellen vor, die über sie abgewickelt wurden.

"Mit Blick auf die gemeinsamen Anstrengungen zur Fachkräfte-Sicherung ist das ein Rückschritt", sagte Jäger. Das verringerte Ausbildungs-Angebot der Wirtschaft stelle ihn vor ein Rätsel. Derzeit bildet laut Bundesagentur für Arbeit nur ein Viertel aller Betriebe in NRW aus. Von den ausbildungsberechtigten Betrieben bemühten sich nur 56 Prozent um Nachwuchs. "Wir wissen nicht, woran es liegt, ob an unsicherer konjunktureller Bewertung oder anderem", erklärt Jäger. Bis Ende Dezember dieses Jahres rechne die Arbeitsagentur damit, noch Bewerber in Ausbildung zu bringen. 5372 Ausbildungsstellen seien noch offen.

(RP)
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