Düsseldorf Schuldenkrise bremst deutsche Wirtschaft – vorerst

Düsseldorf · Die Wirtschaftskraft hat in Deutschland im vierten Quartal des vergangenen Jahres erwartungsgemäß leicht nachgelassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt zwischen Oktober und Dezember 2011 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent. Allerdings gehen Experten nicht davon aus, dass Deutschland in eine Rezession zurückfallen wird. Dafür müsste laut Definition die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpfen. "Das vierte Quartal 2011 dürfte den Tiefpunkt markiert haben", hieß es aus der Bank Unicredit. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärte: "Im Jahresverlauf findet die deutsche Wirtschaft wieder zu einem höheren Wachstum zurück. Darauf deutet auch die Stabilisierung aktueller Konjunkturindikatoren hin." Zudem war das Minus noch etwas geringer, als es Beobachter zuvor erwartet hatten.

Im Vergleich zu großen Teilen der Europäischen Union steht Deutschland auch weiterhin gut da. Sowohl die EU als auch die Euro-Zone allein leiden weiterhin unter der globalen Schuldenkrise und deren Auswirkungen vor allem auf die schwachen Volkswirtschaften Südeuropas. Das letzte Vierteljahr 2011 hat in Europa die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent schrumpfen lassen.

Die Sorgenkinder sind die gleichen geblieben. Griechenland beispielsweise hatte zuletzt das fünfte Jahr hintereinander einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts vermeldet. In Portugal schrumpfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2011 um 1,3 Prozent und damit so stark wie in keinem anderen Land der Euro-Zone. Die Portugiesen versuchen derzeit, über ein gewaltiges Sparpaket die Bedingungen zu erfüllen, die ihnen die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds als Gegenleistung für ein 78 Milliarden Euro schweres Kreditpaket abverlangen. Dies hat die Konjunktur weiter gelähmt. Auch Italien und die Niederlande sind im vierten Quartal zurückgefallen.

Insofern verstärkt sich die Vermutung, dass sich Europa in Sachen Wirtschaftskraft noch stärker zu einem Europa der zwei Geschwindigkeiten entwickelt. Deutschland, so glauben die Fachleute, werde sich nach der Schwächephase zum Ende des vergangenen Jahres schnell wieder erholen, und im Nachbarland Frankreich ist das Bruttoinlandsprodukt sogar im letzten Quartal des abgelaufenen Jahres gestiegen – wenn auch nur um 0,2 Prozent.

In Deutschland hat offenbar ausgerechnet der zuvor starke Konsum gegen Jahresende nachgelassen. Die Erwartungen des Einzelhandels an das Weihnachtsgeschäft haben sich nicht erfüllt. Auch der Export schwächelte, während aus der über Jahre krisengeschüttelten Baubranche positive Impulse kamen.

(RP)
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