Neuss Schon wieder eine Notlandung bei Ryanair

Neuss · Die irische Billig-Fluglinie Ryanair hat ein größeres Problem mit Notlandungen als bisher gedacht. Wie erst jetzt bekanntwurde, musste auch am 12. August eine Ryanair-Maschine auf dem Flug von Mallorca nach Köln in Barcelona notlanden. Das bestätigte ein Ryanair-Sprecher gestern auf Anfrage. Gut zwei Wochen zuvor hatten drei Ryanair-Maschinen innerhalb eines Tages im spanischen Valencia wegen Treibstoffmangels notlanden müssen.

Die Notlandung am 12. August in Barcelona begründete Ryanair-Sprecher Stephen McNamara gestern mit dem Aufleuchten einer Warnleuchte im Cockpit während des Fluges. "Das Flugzeug ist normal gelandet, und unsere Ingenieure haben es auf die Rückkehr zum Service vorbereitet, bevor es weiter nach Köln geflogen ist", hieß es in einer schriftlichen Antwort der Fluglinie. Am Telefon fügte der Sprecher hinzu, in Barcelona sei lediglich die Warnleuchte ausgetauscht worden. Das widerspricht dem Bericht eines Augenzeugen. Stefan Diener, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Neuss, saß in der Maschine. Er sagt: "Der Pilot hat etwa 50 Minuten nach dem Start mitgeteilt, dass er ein Problem mit dem Controlling habe und dann, dass einer der Tanks leer sei und die anderen beiden defekt. Deshalb müsse die Maschine in Barcelona zwischenlanden."

Der Airport in Barcelona bestätigt, dass die fragliche Maschine außerplanmäßig gelandet ist. Eine Sprecherin erklärte, dass Ryanair dem Flughafen ebenfalls mitgeteilt habe, dass der Grund für die Landung eine blinkende Warnleuchte gewesen sei. Überprüfen könne das der Flughafen nicht – dafür sei die spanische Flugsicherung Aesa zuständig. Diese war gestern nicht zu erreichen. Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) erklärte, es habe "von dem Fall am 12. August Kenntnis".

Die spanische Pilotengewerkschaft Sepla wirft Ryanair vor, die Piloten unter Druck zu setzen. "Ryanair ist dafür bekannt, dass es seine Piloten ständig unter Druck setzt, um Treibstoff zu sparen", sagte die Organisation. Die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit äußerte sich ähnlich. Angeblich dürfen die Piloten nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum an Sprit mitführen, um Gewicht zu sparen. Ryanair bestreitet das. Abgesehen von diesem offenbar strittigen Aspekt gilt die Fluglinie unter Fachleuten aber als sicher. Vor allem die Wartung der relativ neuen Flugzeugflotte sei vorbildlich. "Sonst würde die Ryanair das System ihrer extrem kurzen Flughafen-Aufenthalte riskieren", sagt der Hamburger Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort