Schlecker: Poker bis zuletzt

Kassel/Ehingen (dapd) Der Schlecker-Insolvenzverwalter drückt bei der Gründung von Transfergesellschaften für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter aufs Tempo. Heute soll es in Kassel Treffen mit potenziellen Trägern solcher Gesellschaften geben, sagte Bernhard Franke, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi. Die Gewerkschaft werde auch an den Gesprächen teilnehmen. Er geht davon aus, dass zehn bis zwölf der Gesellschaften bundesweit gebraucht werden. "Das muss flächendeckend mit hohem Personalaufwand gemacht werden, um nah an den Leuten zu sein", sagte Franke. Bislang war von einer einzigen Transfergesellschaft die Rede gewesen. Laut Franke gibt es "eine Menge Interessenten, die wir alle eingeladen haben". Bei dem Treffen solle abgeklärt werden, wer den Auftrag erhält und wie die Regionen aufgeteilt werden sollen.

Allerdings wird in Kassel das Fell des Bären bereits verteilt, bevor er erlegt ist. Denn hinter der Finanzierung der Transfergesellschaften steht weiter ein Fragezeichen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat dafür einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW beantragt. Den bisherigen Angaben zufolge werden etwa 70 bis 75 Millionen Euro benötigt. Der Bund hatte ein Darlehen über die Bank zunächst abgelehnt. Am Donnerstag hatte es dann aber aus Stuttgarter Regierungskreisen geheißen, bei der Finanzierung werde an einer Lösung zwischen Bund und Ländern gearbeitet. Laut einem Sprecher des Bundesarbeitsministeriums hat der Bund über die Bundesanstalt für Arbeit seine Bereitschaft erklärt, für die Entlassenen Transfer-Kurzarbeitergeld zu zahlen und die Kosten für die Qualifizierung von Mitarbeitern zu übernehmen. Jetzt gehe es noch um die Finanzierung der Sozialversicherungsbeiträge der Beschäftigten. Dafür würden die bis zu 75 Millionen Euro benötigt, die noch gesucht würden.

Die Uhr tickt: Zum Ende des Monats droht den Mitarbeitern ohne die Transfergesellschaften die Arbeitslosigkeit. Deswegen würden alle erforderlichen Vorbereitungen bereits getroffen, um gleich loslegen zu können, sagte Franke. Am Dienstag seien bundesweit Infoveranstaltungen für alle Schlecker-Beschäftigten geplant. Dort soll auch ein Vermittlungsprofil der Mitarbeiter erstellt werden, damit sie in den Gesellschaften sofort betreut werden können. "Nächste Woche muss das klar sein, dass die zustande kommen können", sagte Franke. Am Montag treffen sich die Bundesländer in Berlin zu Gesprächen. Parallel laufen noch die Verhandlungen mit dem Bund. Franke: "Wenn die Finanzierung nicht zustande kommt, wäre das der Gau."

(RP)
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