Schlecker-Kinder fordern 176 Millionen Euro

Ulm Die Drogeriemarktkette Schlecker ist Geschichte. Die Schlecker-Gläubiger haben gestern wie erwartet das endgültige Aus des einstigen Marktführers beschlossen. Bislang seien Forderungen in Höhe von 665 Millionen Euro angemeldet worden, teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach der Gläubigerversammlung in Ulm mit. Die Kinder des Gründers, Lars und Meike Schlecker, haben laut "Wirtschaftswoche" Forderungen gegen den Konzern von 176 Millionen Euro angemeldet. Das gehe aus der Forderungsliste hervor, in der die Gläubiger – wie bei jeder Insolvenz – ihre Forderungen eingetragen haben.

Demnach fordert Meike Schlecker 48,43 Millionen Euro, ihr Bruder Lars die Summe von 48,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Forderungen der privaten Logistikfirma LDG in Höhe von 76 Millionen Euro. Die Firma soll Lars Schlecker gehören. Ihr einziger Kunde war der Konzern. LDG soll laut "Handelsblatt" auch noch konstante Gewinne ausgewiesen haben, als der Konzern schon in der Krise steckte.

Worauf sich die Forderungen der Schlecker-Kinder gründen, ist unbekannt. Doch offenbar sehen sich die Kinder als große Verlierer der Pleite. Auf einer Pressekonferenz im Januar hatte Meike Schlecker geklagt, wie viel Geld die Familie bereits durch den Absturz des Konzerns verloren hätte. "Es ist nichts mehr da", hatte die 38-Jährige damals geklagt.

Neben den Kindern gibt es weitere große Gläubiger, die ebenfalls Forderungen an den Insolvenzverwalter haben. Die Bundesagentur für Arbeit und der Warenkreditversicherer Euler Hermes fordern demnach dreistellige Millionenbeträge. Auch das Finanzamt hat noch Steuerforderungen in Höhe von 73 Millionen Euro. Welche Quote der Insolvenzverwalter festlegt (das heißt, was jeder Gläubiger wiedersieht), ist noch offen. Die Quote kann Geiwitz erst festlegen, wenn er weiß, was der Ausverkauf von Waren und Inventar in den Schlecker-Märkten einbringt. Der Ausverkauf soll am Freitag starten.

Der Insolvenzverwalter nahm zugleich Anton Schlecker in Schutz und wies einen Bericht des "Handelsblatts" zurück, wonach der frühere Chef der Drogeriekette womöglich viel Geld beiseitegeschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen habe. Kritiker könnten der Familie vieles vorwerfen – etwa, dass sie zu spät auf die Schwierigkeiten reagiert habe, "nicht aber die Rettung von Vermögen in großem Stil", sagte Geiwitz. Schlecker habe zwischen 2008 und 2011 Hunderte Millionen Euro in das kriselnde Drogerie-Imperium gesteckt. Auch der Anwalt der Familie wies Vorwürfe gegen Schlecker zurück.

Bereits am Freitag hatten sich die größten Gläubiger für das Ende von Schlecker ausgesprochen. Die Kündigungen der 13 200 Mitarbeiter sollen zum Monatsende rausgehen. Bei der ersten Schließungswelle im März hatten schon 11 000 Mitarbeiter ihren Job verloren. Die 5000 Beschäftigten der beiden Schlecker-Töchter IhrPlatz und Schlecker XL können weiter hoffen. Denn die 490 Filialen von IhrPlatz sowie die 342 Schlecker-XL-Märkte sollen vom Münchner Investor Dubag übernommen werden. Der Deal könnte aber noch platzen, offenbar ist man sich über den Preis noch nicht einig. Die Verhandlungen liefen, sagte ein Sprecher von Euler Hermes. Er kritisierte, dass Dubag-Chef Michael Schumann die Zustimmung der Gläubiger als "Formsache" abgetan habe.

In Ulm demonstrierten gestern Hunderte Verkäuferinnen. "Was hier passiert, ist eine Katastrophe für die Schlecker-Frauen und eine Schande für die soziale Marktwirtschaft", sagte Leni Breymaier von der Gewerkschaft Verdi. Sie forderte erneut Geld für eine Transfergesellschaft oder andere Hilfen.

(RP)
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