Schlecker: 15 Prozent weniger Gehalt?

Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz fordert angeblich, dass die Personalkosten entsprechend sinken sollen. Dagegen wollen sich die Arbeitnehmer lieber am Unternehmen beteiligen und so ihren Beitrag zum Sanierungstarif leisten. Nächste Woche soll weiterverhandelt werden.

ehingen Wochenlang ist bei Schlecker nur über die geredet worden, die ihren Job am Ende verloren haben. Jene, die ihren Arbeitsplatz behalten sollten, galten als privilegiert. Doch auch bei ihnen will Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz jetzt dem Vernehmen nach den Rotstift ansetzen. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verlangt Geiwitz, dass die Personalkosten um 15 Prozent sinken. Nimmt man das durchschnittliche Gehalt einer Schlecker-Beschäftigten von etwa 2100 Euro pro Monat, müsste rein rechnerisch jede brutto auf mehr als 300 Euro verzichten.

Doch dies ist nur ein Rechenbeispiel. Die Forderung des Insolvenzverwalters (die dieser nicht bestätibgt hat) liefe wohl eher darauf hinaus, dass bei Schlecker zusätzliche Arbeitsplätze gestrichen werden sollten. Das klingt auch bei Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke durch: "Natürlich wollen wir so viele Stellen wie möglich dauerhaft absichern. Aber Herr Geiwitz hat weniger Filialen geschlossen als geplant, da werden wir uns entsprechenden Verhandlungen kaum verweigern können", sagte Franke unserer Zeitung. Verdi selbst hat auch schon erhebliche Zweifel daran angemeldet, dass eine Einsparung von 15 Prozent der Personalkosten allein mit dem Verzicht auf tarifliche Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld zu erreichen ist. Ein solcher Lohnverzicht sei für die Schlecker-Frauen kaum vorstellbar, sagte Franke.

Der Poker um die Lastenverteilung ist voll im Gange. Ohne einen Beitrag der Belegschaft (bei Schlecker sind derzeit noch rund 13 500 Mitarbeiter beschäftigt) wird Schlecker auf Dauer nicht zu retten sein –das ist auch den Arbeitnehmer-Vertretern klar. Denn jeder Investor wird sein Engagement bei der insolventen Drogeriemarktkette daran knüpfen, dass die laufenden Kosten im Unternehmen so gering wie möglich sind. Und ohne Investor hat Schlecker keine Zukunft.

Als Verhandlungsmasse dient Verdi die Forderung nach einer Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmen. Dies war schon ein Thema, als es noch darum ging, Schlecker vor der Insolvenz zu retten. "So etwas wäre auch ein glaubwürdiges Signal, wenn Mitarbeiter ihre Verbundenheit zum neuen Unternehmen dokumentieren würden", sagt Franke. Aber: Geiwitz habe dieses Modell zwar nicht ausgeschlossen, aber "sehr zurückhaltend" beurteilt. Das klingt nicht gerade nach bedingungsloser Zuversicht, und das ist verständlich. Eine Beteiligung von Arbeitnehmern an Schlecker wäre aus Investoren-Sicht allein schon deshalb nicht erstrebenswert, weil sie es dem neuen (Mit-)Eigentümer erschweren würde, seine unternehmerischen Ziele durchzusetzen. Die dürften, wenn man es ganz simpel formuliert, in einem möglichst niedrigen Kaufpreis und einem möglichst hohen Verkaufspreis in einigen Jahren bestehen. So jedenfalls ist generell die Einschätzung bei Finanzinvestoren. Und andere potenzielle Käufer sind bei Schlecker angeblich nicht mehr in Sicht.

Am Donnerstag der kommenden Woche sollen die Verhandlungen zwischen Verdi und dem Insolvenzverwalter fortgesetzt werden. Bis Ende April soll der Sanierungstarifvertrag stehen, vier Wochen später soll es eine Lösung für den Konzern geben. Als Stichtag hat Geiwitz Pfingsten genannt, also das letzte Mai-Wochenende. Immer noch gilt die tschechisch-slowakische Penta-Gruppe als diejenige, auf die sich die meisten Hoffnungen des Insolvenzverwalters gründen. Diese war aber zuletzt ins Zwielicht geraten, nachdem mehrere Medien über die angebliche Verwicklung des Unternehmens in eine Korruptionsaffäre berichtet hatten. Das Düsseldorfer Beratungs- und Investmenthaus Droege scheint aus dem Rennen zu sein. Einem Verkauf an einen Investor müssten die Gläubiger des Unternehmens zustimmen.

(RP)
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