Kommentar zum Milliardenverlust Schlechtes Zeugnis für den Bayer-Vorstand

Das vergiftete Erbe von Monsanto verdirbt Bayer erneut die Bilanz. Auch operativ zahlt sich die Übernahme nicht aus. Die Belegschaft zahlt die Rechnung für den Fehlkauf. Doch nun wächst auch wegen Corona neue Hoffnung im Pharmageschäft.

 Bayer-Chef Werner Baumann.

Bayer-Chef Werner Baumann.

Foto: dpa/Sascha Steinbach

Das hatte sich Bayer-Chef Werner Baumann anders vorgestellt, als er vor fünf Jahren Milliarden für Monsanto auf den Tisch legte: Die teuerste Übernahme, die je ein deutsches Unternehmen wagte, sollte Bayer zum größten Agrochemiekonzern der Welt machen und vor einer Übernahme schützen. Strategisch leuchtete das ein, nur leider hat Bayer den Falschen gekauft. Seit Jahren quält sich Bayer mit den Glyphosat-Klagen herum, die zu Monsantos vergiftetem Erbe ebenso gehören wie PCB-Fälle. Noch immer ist kein Ende in Sicht. Bayers Schicksal liegt weiter in der Hand eines US-Richters, der den jüngsten Deal mit den Klägern absegnen muss. Man kann das unberechenbare amerikanische Rechtssystem aus gutem Grund kritisieren. Doch das kannte Bayer vorher. Dass Monsanto auch operativ nicht hält, was es versprach, macht alles schlimmer. Ein Konzernverlust von zehn Milliarden Euro stellt dem Vorstand ein schlechtes Zeugnis aus. Die Belegschaft zahlt die Rechnung für die Übernahme mit einem massiven Jobabbau. Dass Bayer Monate nach der Ankündigung, noch mehr zu sparen, keine Details nennt, ist ein Ärgernis. Wenn der Vorstand schon keine Erfolge zu bieten hat, sollte er wenigstens transparent sein. Nun steht Bayer ein weiteres bleiernes Jahr bevor.

Dabei bietet die Corona-Pandemie dem Konzern plötzlich neue Chancen. Dass Bayer es nun dem großen Konkurrenten Pfizer gleichtut und einem Impfstoffentwickler, Curevac, zum Erfolg verhilft, könnte ein neues Kapitel aufschlagen. Der Kleine liefert die Innovation, Bayer den Apparat, um diese zu Erfolg und Geld zu machen. Wenn die Curevac-Kooperation Bayer zum Durchbruch bei Impfungen gegen Krebs verhilft, wäre das für den Konzern wie für den Pharmastandort NRW ein großer Erfolg. Die Übernahme von Monsanto erscheint dann überflüssiger denn je.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort