Düsseldorf Ryanair wird Partner von Niki Lauda

Düsseldorf · Europas größter Billigflieger will 75 Prozent der neugegründeten Firma Lauda Motion kaufen, der Nachfolgefirma von Niki, dem Ferienflugableger von Air Berlin. Ryanair kommt so an attraktive Flugrechte in Düsseldorf und gibt Gas.

Niki Lauda ist ein Kämpfer und immer wieder für eine Überraschung gut. So war es in den 70er Jahren, als er nach einem schweren Unfall auf dem Nürburgring wieder an Formel-1-Rennen teilnahm - und noch zweimal Weltmeister wurde.

Auch gestern bewies der 69-jährige seine Wendigkeit: Ursprünglich hatte er Journalisten eingeladen, um am Flughafen Düsseldorf eine neue Partnerschaft der von ihm neu gegründeten Lauda Motion mit Condor vorzustellen. Doch dann verkündete Niki Lauda, dass Europas größter Billigflieger Ryanair mit bis zu 75 Prozent bei Lauda Motion einsteigen soll. In einem ersten Schritt sollen 24,9 Prozent der Anteile verkauft werden.

Condor-Chef Ralf Teckentrup blieb keine Alternative, als gute Miene zu dem für ihn schwierigen Spiel zu machen: Er lobte Lauda in höchsten Tönen, weil der es in wenigen Wochen geschafft hatte, einen Neustart der von ihm übernommenen Niki zu organisieren. Der Air-Berlin-Ferienflugableger war im Dezember in Konkurs gegangen, nachdem die EU die Übernahme durch die Lufthansa untersagt hatte und die Übernahme durch die IAG gescheitert war.

Teckentrup erklärte, wie wichtig Lauda Motion als Partner in Düsseldorf sei: Fünf der 14 Jets, die Condor in diesem Sommer ab Düsseldorf vermarkten wird, werden von Lauda Motion betrieben. "Wir werden Palma bis zu siebenmal täglich anfliegen. Mit Lauda Motion werden wir ein Drittel des Ferienflugverkehrs ab Düsseldorf abwickeln", so der Condor-Chef.

Tatsächlich werden aber mit dem Einstieg von Ryanair bei Lauda Motion die Karten im Flugverkehr von Deutschland und Österreich neu gemischt. Lauda verkündete, dass Ryanair aktiv bei der Vermarktung Zehntausender Tickets ab Berlin helfen wird. Für den Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt ist das nur der Anfang: "Es ist damit zu rechnen, dass Ryanair ab Winter 2018 oder ab Sommer 2019 große Teile der Kapazitäten auch ab Düsseldorf und Wien vermarkten wird und so die Lufthansa-Gruppe herausfordert."

Er ergänzt: "Niki Lauda wird Lauda Motion wohl ebenso ganz verkaufen wie er einst Niki gründete und dann an Air Berlin abstieß." Lauda selbst behauptet zwar, er wolle nicht ganz aussteigen - doch die Abhängigkeit wird groß: Ryanair soll bis zu 50 Millionen Euro für den 75-prozentigen Anteil an Lauda Motion bezahlen. Dann sollen die Iren helfen, die Flotte von aktuell rund 15 Jets auf rund 30 Maschinen zu vergrößern und auch knapp 50 Millionen Euro für den Betrieb zuschießen. "Wir setzen auf Wachstum", sagt Lauda dazu. Ryanair-Chef Michael O'Leary erklärt: "Lauda Motion kann in einem Markt, der von der Lufthansa-Gruppe und ihren Hochpreistickets dominiert wird, rascher wachsen."

Was heißt dies für Passagiere? Experten vermuten, dass Ryanair bei Lauda Motion auf eine Mehr-Phasen-Strategie setzt: Zuerst soll die Flotte dank Partnerschaften mit Condor und vielleicht Eurowings im Sommer gut ausgelastet werden. Das senkt Kosten und sichert mit den Start- und Landerechten in Düsseldorf, Wien und Palma das wichtigste Kapital. Dann könnten zunehmend eigene Tickets verkauft werden.

Und im dritten Schritt könnten neben den Ferienzielen auch Metropolen wie Madrid und München angesteuert werden. "Ryanair ist ein Coup gelungen", sagt Unternehmensberater Gerald Wissel. "Auf einen Schlag sind die nun erstmals ernsthaft in Düsseldorf präsent und bauen in Berlin aus. Das wird den Wettbewerb weiter in Fahrt bringen." Ryanair ist ernst zu nehmen: Europas größter Billigflieger hat mehr als 300 Jets im Einsatz. Der Börsenwert ist mit 19,6 Milliarden Euro mehr als 50 Prozent höher als der von Lufthansa.

(RP)
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