Düsseldorf Ryanair will mit Geschäftskunden aus der Krise fliegen

Düsseldorf · Während Lufthansa in Europa nur noch billig fliegt, verbessert Ryanair den Service. Den Iren brechen die Gewinne weg.

Ausgerechnet der Qualitätsführer Lufthansa riskiert derzeit Ärger mit seinen Geschäftskunden: Er hat sein Europa-Geschäft auf die konzerneigene Billigmarke Germanwings übertragen. Gleichzeitig nimmt ausgerechnet der Erfinder des Billigfluggeschäftes höhere Kosten in Kauf, um seinen Kunden mehr Service zu bieten: Bei der irischen Fluggesellschaft Ryanair können die Passagiere neuerdings flexible Tickets und seit diesem Wochenende auch Platzreservierungen kaufen. Die Gepäckbestimmungen hat Ryanair ebenfalls gelockert.

Beide Fluggesellschaften reagieren also mit gegenläufigen Maßnahmen auf dieselbe Krise: Den europäischen Fluggesellschaften brechen die Gewinne weg. Auf der Kurz- und Mittelstrecke haben die Billigflieger die Preise ruiniert, und auf der Langstrecke machen die arabischen Fluglinien Dank üppiger Staatshilfen Druck. Ryanair schien jahrelang immun gegen diese Entwicklung. Zu steigenden Kosten für Flugbenzin und Konjunkturkrisen sagte Konzernchef Michael O'Leary immer nur: "So lange unsere Tickets billiger sind als alle anderen, spielt das keine Rolle."

Spielt es nun doch: Ryanair musste Anfang November seine Prognose um 570 Millionen Euro senken. Jetzt will O'Leary im laufenden Geschäftsjahr, das noch bis Ende März geht, nur noch 500 Millionen bis 520 Millionen Euro Gewinn erzielen. Seit gestern ist klar: Auch dieses Ziel ist ehrgeizig. Im Winter haben die Iren rote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich stand ein Minus von 35,2 Millionen Euro nach einem Gewinn von 18,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie Ryanair gestern bekannt gab. Weil die Gesellschaft trotz gestiegener Kosten die Ticketpreise um neun Prozent gesenkt hat, stieg die Passagierzahl um sechs Prozent auf 18,3 Millionen. Der Umsatz fiel aber auf 964 Millionen Euro – bei gleichzeitig stark steigenden Treibstoffkosten.

An seiner Jahresprognose hält O'Leary trotzdem fest. Er glaubt fest daran, der Lufthansa und anderen Qualitätsanbietern mehr Geschäftskunden abjagen zu können. Sein Kalkül: Wenn der Service sich angleicht, entscheidet nur noch der Preis. Auf einigen Strecken liegt der Geschäftskundenanteil von Ryanair angeblich schon bei 40 Prozent.

(RP)
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