Niederaussem RWE treibt Neubau eines Braunkohlekraftwerks voran

Niederaussem · Das nennt man Timing: Einen Tag, nachdem Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Stromkonzernen neue Klima-Ziele verordnet hat, gibt RWE einen Meilenstein für den Bau eines neuen Braunkohlekraftwerks in Niederaußem bekannt: Der Rat der Stadt Bergheim hat der Aufstellung des Bebauungsplans zugestimmt. "Die Bauleitplanung ist die Voraussetzung dafür, das Projekt BoAPlus bei Vorlage aller sonstigen genehmigungsrechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen zu verwirklichen", teilte RWE mit.

Nach den kühnen Planungen soll die Anlage BoAPlus eine Kapazität von 1100 Megawatt haben. Im Gegenzug sollen vier alte Blöcke zu je 300 Megawatt in Niederaußem stillgelegt werden, wie ein RWE-Sprecher erklärte. Da BoAPlus zudem mit 45 Prozent einen deutlich höheren Wirkungsgrad habe als die alten Blöcke mit rund 35 Prozent, würde der Ausstoß an Kohlendioxid um drei Millionen Tonnen im Jahr sinken. Im neuen Kraftwerk sollen direkt 150 und insgesamt (inklusive Tagebaue, Wasserhaltung, Service) 1000 Mitarbeiter tätig sein. Als nächstes erfolgt die technische (immissionsschutzrechtliche) Prüfung. Frühestens 2020 könnte das Kraftwerk ans Netz, so der Sprecher.

Doch dass das Kraftwerk wirklich gebaut wird, ist äußerst unwahrscheinlich. Zum einen hat der verschuldete Essener Konzern kein Geld, um die 1,5 Milliarden Euro Investitionskosten zu stemmen. Zum anderen dürften weder die Bundespolitik (das Klimaziel vor Augen) noch die Aktionäre (die Zukunftsstrategie im Blick) Verständnis für eine Investition in klimaschädliche Braunkohle haben.

(RP)
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