Profiteur der Energiekrise RWE-Gewinn – Wie Aktionäre, Katar, Mitarbeiter profitieren

Essen · RWE ist mit seinem Gewinnanstieg auf 6,3 Milliarden Euro ein Gewinner der Energiekrise. Das hat Folgen für Aktionäre, Mitarbeiter und den Steuerzahler. Nun will der Konzern weiter in Ökostrom investieren.

Bis 2030 wird RWE aus der Kohle aussteigen.

Bis 2030 wird RWE aus der Kohle aussteigen.

Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser/Rupert Oberhäuser

Auch wenn es RWE-Chef Markus Krebber nicht gerne hören mag: Der größte deutsche Stromerzeuger ist ein Gewinner der Energiekrise. Trotz Abschreibungen, die durch den Krieg bedingt sind, hat RWE im vergangenen Jahr einen Gewinn (Ebitda) von 6,3 Milliarden Euro erzielt, das ist ein Sprung um 73 Prozent. Davon werden nun Aktionäre, Mitarbeiter und Steuerzahler profitieren.

Die Lage RWE führt den Gewinnsprung auf „verbesserte Marktbedingungen in der Stromerzeugung in puncto Preisniveau und Einsatzzeiten“ zurück - mit anderen Worten: RWE konnte von dem sprunghaften Anstieg der Preise profitieren sowie von einem sehr starken Handelsgeschäft. Das deutsche Kohle- und Atomgeschäft steuerte 751 Millionen Euro bei, das ist weniger als im Jahr zuvor (889 Millionen Euro). RWE hat noch einen Atommeiler (Emsland) am Netz, der zum 15. April abgeschaltet wird. Und der Konzern rechnet weiter mit glänzenden Geschäften: Für 2023 soll der Gewinn zwischen 5,8 und 6,4 Milliarden Euro liegen.

Von der Politik wünscht sich Krebber mehr Tempo bei Genehmigungen, sonst werde das nichts mit den grünen Wasserstoff-Kraftwerken. Ein Föderantrag bei der EU-Komission von RWE liege dort mittlerweile 1,5 Jahre. Krebber warnte den Staat davpr, auf Dauer selbst in der Energiewirtschaft zu bleiben. Interesse an Geschäften der verstaatlichten Krisenfirmen Uniper und Sefe habe RWE derzeit nicht, bekräftigte Krebber. Diese hatte der Bund nach dem russischen Lieferstopp übernommen und prüft nun verschiedene Optionen wie Zerschlagung und Fusion.

Folgen für das Klima RWE will seinen Geldsegen nutzen, um den Ökostrom-Ausbau voranzutreiben. „2022 haben wir weltweit 4,4 Milliarden Euro netto investiert und 2,4 Gigawatt neue Kapazität in Betrieb genommen. Aktuell befinden sich bereits weitere Anlagen mit einer Leistung von sechs Gigawatt im Bau“, sagte Krebber. Der Konzern, der mit den drei Tagebauen im rheinischen Revier die größten Klimasünder Europas betreibt, ist ein Ökostrom-Riese geworden. Krebber betonte: „Wir wollen die Kraftwerke aus der Sicherheitsbereitschaft nicht länger als nötig am Netz lassen.“ Beim Kohleausstieg 2030 soll es bleiben.

Folgen für Aktionäre Für sie gibt es mehr Geld. Die Aktionäre sollen für 2022 eine stabile Dividende von 90 Cent je Aktie erhalten und für das laufende Jahr einen Euro. Ein Euro betrachtet der Konzern als Untergrenze für die kommenden Jahre, sagte Finanzchef Michael Müller. Davon profitieren die Kommunen, die seit Jahren bei RWE investiert sind und auch harte Zeiten mit dem Konzern durchgemacht haben. Davon profitiert auch der Staatsfonds aus Katar, Qatar Investment Authority ist mittlerweile mit 9,1 Prozent der größte Einzelaktionär von RWE. RWE hatte das Geld aus Katar genutzt, um in den USA das Ökostromgeschäft von Con Edison zu kaufen. Vor Jahren war RWE ein Sanierungsfall, heute hat der Konzern eine satte Eigenkapitalquote von 21 Prozent. Die Aktie, die 2015 auf zehn Euro abgestürzt war, legte am Dienstag um drei Prozent auf knapp 40 Euro zu.

Folgen für den Steuerzahler Der Staat schöpft bei Energiekonzernen hohe Gewinne ab. Für 2022 musste RWE 250 Millionen an den Staat abgeben, die Abschöpfung galt ab Dezember. 2023 erwartet der Konzern eine höhere Abschöpfung, auch wenn die Großhandelspreise wieder gefallen sind. „Wir können mit der Gewinnabschöpfung leben, da sie nicht rückwirkend erhoben wird und zeitlich befristet ist“, hatte Krebber im Dezember erklärt. Neue Debatten über Zufallsgewinne seien aber nicht sinnvoll, sagte er nun.

Folgen für die Mitarbeiter Die 20.000 Mitarbeiter können sich freuen. RWE zahlt ohnehin hohe Tariflöhne. Mit den steigenden Gewinnen verdienen viele Mitarbeiter auch höhere Boni. RWE-Chef Krebber kam 2021 auf eine Zielvergütung von insgesamt 4,3 Millionen Euro.

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