Düsseldorf RWE macht mit Dividende Anleger nervös

Düsseldorf · In der Krise und genervt von Forderungen der Kommunen kippt RWE seine feste Dividenden-Regel. Das war ganz nach den Wünschen von Aufsichtsrats-Chef Schneider. Wie viel es für 2014 gibt, bleibt offen. Die Aktie rauschte talwärts.

Eigentlich hatte es ein Befreiungsschlag sein sollen: Der Vorstand von RWE setzte gestern eine neue Dividenden-Politik durch, um die anhaltenden Forderungen der kommunalen Aktionäre abzuwehren. Von nun an schüttet RWE seine Dividende nicht mehr nach einer festen, allein an den Gewinn gebundenen Regel aus, sondern stellt die Berechnung auf eine breitere (manche sagen: undurchsichtigere) Basis. An der Börse fiel die Ankündigung entsprechend durch. Die RWE-Aktie rauschte zeitweise um mehr als vier Prozent abwärts. "Hauptgrund ist die größere Unsicherheit", sagte ein Händler. "Nun sind Dividendenkürzungen Tür und Tor geöffnet."

Bislang galt bei RWE die Regel, dass man 40 bis 50 Prozent des bereinigten Gewinns ("nachhaltiges Nettoergebnis") ausschüttet. Das hatte für 2013 dazu geführt, dass RWE seine Dividende auf einen Euro je Aktie halbierte. Dadurch verloren die kommunalen Eigentümer 150 Millionen Euro. Inzwischen hat sich die Lage weiter verschlechtert, viele Kraftwerke schreiben rote Zahlen, die Gewinne erodieren. Dennoch fordern kommunale Aktionäre, zu denen Essen, Dortmund und 80 weitere Städte und deren Töchter zählen, dass RWE weiter einen Euro zahlt. Sie haben das Geld fest zur Finanzierung etwa ihres defizitären Nahverkehrs eingeplant. Zudem hat Konkurrent Eon sich bereits auf eine Dividende von 50 Cent für 2014 und 2015 festgelegt.

Nun aber soll es Aufsichtsrats-Chef Manfred Schneider gereicht haben, wie es in Aufsichtsratskreisen heißt. Er soll RWE-Peter Terium geraten haben, "sich nicht länger von den Kommunen auf der Nase herumtanzen zu lassen" - und sich in eine schwammigere Dividenden-Regel zu flüchten. Vorbild dafür ist die Linde AG, deren Aufsichtsrats-Chef Schneider ebenfalls ist.

Diese Anregung setzte Terium dann artig um. Von nun an bemisst RWE seine Dividende nicht nur am nachhaltigen Nettoergebnis, sondern auch an der Verschuldung (derzeit 31 Milliarden Euro) und den Chancen für Wachtsums-Investitionen. "Wir können unsere Überschüsse zur Senkung der Verschuldung, für Investitionen oder für die Dividende ausgeben", erläuterte Finanzvorstand Bernhard Günther nach der Sitzung. Er räumte ein, dass es damit kein hartes Kriterium mehr für die Dividenden-Zahlung gebe. Und eine Mindest-Dividende werde es auch nicht geben. Das alles gefällt den Anlegern so gar nicht, die RWE bislang als berechenbares Papier erlebten. Da half es auch nichts, dass RWE erklärte, Vorstand und Aufsichtsrat würden der Dividende weiter große Bedeutung beimessen.

Auch die Kommunen sind wenig begeistert, rund um die Aufsichtsratssitzung soll es gescheppert haben, heißt es. "Der Vorstand hat sich mit dem Aufsichtsrat abgestimmt", sagte Günther nur.

Die neue Regel gilt ab 2015. Für 2014 bleibt es beim Alten. Danach sind weiterhin zwischen 78 Cent und 1,13 Euro Dividende je Aktie möglich. Die Kommunen fordern weiterhin einen Euro pro Aktie. Der Aufsichtsrat werde sich im März mit der Dividende befassen, sagte Günther. Er hofft auch, dass RWE spätestens 2015 nach Dividenden und Investitionen wieder einen positiven Cash Flow hat, sagte Günther. Derzeit lebt RWE von der Substanz.

(RP)
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