RWE investiert 760 Millionen Euro in Gas

Zwijndrecht (jov) Zwar hat die Entscheidung zur Abschaltung der Kernkraftwerke bis 2022 den Energie-Konzern RWE kalt erwischt. Aber anscheinend hatte man sich schon vorher die Frage gestellt, was nach dem Aus für den Atomstrom kommen soll. Und die Antwort darauf lautet offensichtlich Erdgas. Anders ist es nicht zu erklären, dass die RWE Dea als Tochtergesellschaft massiv ihr Geschäft ausbaut – und das heißt die Förderung von Erdöl und Erdgas.

Umgerechnet knapp 760 Millionen Euro hat die Tochtergesellschaft dieses Jahr in zwei Erdgas-Bohrplattformen investiert. Ihr Ziel sind die britischen Felder "Clipper South" und "Breagh" in der südlichen Nordsee, östlich von Großbritannien.

Beide Plattformen wurden in der niederländischen Heerema-Werft in Zwiijndrecht bei Rotterdam fertiggestellt. Und während die 1900 Tonnen schwere Clipper-South-Plattform bereits auf dem Weg zu ihrem Einsatzgebiet ist, wird an der "Breagh" an einigen Stellen noch geschweißt und letzte Wartungsarbeiten vorgenommen – bevor sie sich Mitte September auf den Weg macht.

Den Produktionsbeginn von Clipper South erwartet RWE Dea dabei in der zweiten Jahreshälfte 2012 mit einer Fördermenge von etwa 2,2 Millionen Kubikmeter pro Tag. Breagh soll sogar im ersten Halbjahr 2012 starten und etwa die dreifache Menge fördern. Schließlich handelt es sich dabei um einen der größten Erdgasfunde in der südlichen britischen Nordsee.

Und doch sind beide Projekte nur Zwischenschritte, um den steigenden Erdgasbedarf des Mutterkonzerns zu befriedigen. Tatsächlich steigert RWE Dea seine Investitionen im laufenden Jahr mit 1,1 Milliarden Euro auf das Doppelte des bisherigen Betrags und möchte so das Betriebsergebnis bis 2016 nahezu auf eine Milliarde Euro verdreifachen. Möglich soll das eine Steigerung der Erdgas- und Erdöl-Produktion machen – von umgerechnet etwa 30 Millionen Barrel (159 Liter) in 2010 auf 70 Millionen Barrel 2016 und sogar 90 Millionen Barrel 2020.

Für dieses Ziel hat der RWE-Dea-Vorstandsvorsitzende Thomas Rappuhn bereits mehr als 80 Explorations- und 90 Förderlizenzen in zwölf Ländern in der Tasche. Darunter auch in Libyen, wo man indes eine Beruhigung der Situation abwartet. Aber auch in Aserbaidschan und Turkmenistan ist man aktiv. Dort könnte die Produktion 2020 starten. Auf die Frage, wie das Erdgas aus dem kaspischen Raum nach Europa kommen soll, antwortet Thomas Rappuhn, dass die geplante Nabucco-Pipeline "sicher eine Option wäre". Aber auch ohne sie wäre man in der Lage, das Gas zu transportieren.

Eigentlich möchte unter anderem der Mutterkonzern RWE die Nabucco-Pipeline bauen. Nachdem aber RWE Gespräche mit dem russischen Erdgas-Staatskonzern Gazprom über eine Kooperation führt, wurden Zweifel laut, ob das Projekt mit letzter Kraft vorangetrieben wird. Schließlich ist Russland vehementer Gegner von "Nabucco".

(RP)
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