Essen RWE erhält von Gazprom hohe Rückzahlung

Essen · Bis zu einer Milliarde Euro Erstattung sind möglich.

Im Tauziehen mit Gazprom hat RWE-Chef Peter Terium einen großen Erfolg erzielt. Ein Schiedsgericht habe RWE Rückerstattungen für Zahlungen seit Mai 2010 zugesprochen, teilte der Essener Konzern mit. Zur Höhe der Erstattung äußerte er sich nicht. Von unserer Zeitung befragte Analysten halten einen Betrag zwischen 300 Millionen und einer Milliarde Euro für möglich. Sie rechnen nun mit einer Erstattung am oberen Ende dieser Bandbreite.

Der RWE-Konzern bezieht rund die Hälfte seines Gases von Lieferanten, mit denen er über langfristige, meist an den Ölpreis gekoppelte Verträge verbunden ist. Davon entfällt wiederum ein Drittel auf Gazprom. Doch gemessen am Gaspreis für kurzfristige Einkäufe (Spotmarkt) verlangen die Russen überhöhte Preise. RWE kann russisches Gas teilweise nur für weniger Geld weiterverkaufen, als es selbst zahlen musste. Entsprechend fielen im Gasgeschäft Verluste an.

Der Konkurrent Eon hat dieselben Probleme und konnte bereits im vergangenen Jahr eine Erstattung in Milliarden-Höhe erreichen. Allerdings schaffte er es nicht, eine nachhaltige Änderung der Verträge zu erreichen. Das ist RWE nun gelungen. Das Schiedsgericht Wien war von beiden Parteien angerufen worden, nachdem sie sich nicht gütlich einigen konnten. "In seinem abschließenden Schiedsspruch hat das Gericht die Preisklausel des Vertrages auch unter Einführung einer Gasmarkt-Indexierung umgestellt", teilte RWE weiter mit. Künftig werden die Russen also die Lage am Spotmarkt mit beachten. RWE will sich in Kürze äußern, wie dies die Gewinnprognose verändert. Es wird eine Anhebung erwartet. Die Aktie legte zeitweilig zu.

Für die Verbraucher könnte der Deal mittelfristig eine Senkung der Gaspreise bedeuten, falls der Konzern die günstigeren Einkaufspreise an seine Kunden weitergibt. Allerdings hat RWE kurz vor Bekanntwerden des Schiedsspruches noch eine Erhöhung der Gaspreise für Oktober um gut sechs Prozent angekündigt. Zudem braucht RWE Geld, um seine Schulden zu senken, die zuletzt stark angestiegen waren.

(RP)
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