Essen RWE droht Schadenersatz wegen Bergschaden
Essen · Die Sanierung des Bergschadens am Essener Hauptbahnhof kostet mehrere Millionen Euro.
Eine Woche nach Entdeckung des Bergschadens am Essener Hauptbahnhof diskutieren Behörden und die Deutsche Bahn intern über Schadenersatzforderungen gegen den Essener Stromriesen RWE. Der Dax-Konzern ist ein Nachfolgeunternehmen der historischen Zeche Victoria Mathias, der die unterirdischen Stollen unter Umständen zugeordnet werden können. Es geht um mögliche Forderungen in Millionenhöhe.
"Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird die Haftungsfrage geklärt werden müssen", sagte ein Sprecher der Bezirksregierung, "unsere Juristen prüfen, wer für den Schaden verantwortlich ist." Die Bahn äußert sich offiziell noch nicht zu möglichen Schadenersatzansprüchen. Ein hochrangiger Manager sagte: "Wenn innerhalb einer Woche weit über 3000 Züge Verspätung haben, kostet das Geld. Und das holen wir uns zurück."
Nach Auskunft der Oberen Bergbaubehörde bei der Bezirksregierung Arnsberg kostet allein die Vermessung des Tunnelsystems Millionen. Hinzu kommen die Kosten für die Sanierung des Geländes. Die Zeche Victoria Mathias war eine der Keimzellen des heutigen Energieriesen. RWE ist Rechtsnachfolger des Zechenbetreibers. Der Konzern sagt auf Nachfrage: "Wir warten eventuelle Forderungen nach Schadenersatz ab. Jetzt geht es zunächst darum, dass die Gefahrenquelle beseitigt wird."
RWE muss für die Spätfolgen von 1900 Schächten und Stollen im Ruhrgebiet aufkommen, sein Rivale Eon für 5500 und die RAG (ehemals Ruhrkohle) für rund 4000. Auch der Stahlriese ThyssenKrupp hat eine Bergbau-Vergangenheit und haftet für die Spätfolgen von 125 Schächten. RWE hat für entsprechende Risiken laut Bilanz 2,9 Milliarden Euro zurückgestellt, die RAG 3,3 Milliarden. Eon hat 280 Millionen Euro zurückgestellt und ThyssenKrupp macht dazu keine Angaben.
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Michael Terwiesche von der Kanzlei GTW ist auf Bergbauschadensrecht spezialisiert. "Die juristische Frage ist, ob die entdeckten Stollen dem damaligen Zechenbetrieb zugeordnet werden können, und ob RWE die Rechtsnachfolgerin ist", sagt er. Dann müsse der Konzern unter Umständen haften. Auch das Land NRW käme für Schadenersatz in Frage, "wenn es irgendwann mit der Genehmigung des Bergbaus oder mit dem Umgang von dessen Hinterlassenschaften befasst war", sagt Terwiesche. Die Bahn teilte gestern abend mit, dass ein Teil der Fernzüge jetzt wieder in Essen, Mühlheim und Bochum hält. Große Teile des S-Bahn-Verkehrs werden aber noch bis Jahresende behindert.