Enkraft scheitert auf der Hauptversammlung RWE-Aktionäre gegen Kohle-Abspaltung

Essen · Der Investor Enkraft fordert die rasche Abspaltung von Tagebauen und Kraftwerken. Die RWE-Hauptversammlung lehnt das mit großer Mehrheit ab. Konzernchef Krebber verweist auf den grünen Umbau und die Versorgungssicherheit.

RWE setzt auf Kohle und Windräder.

RWE setzt auf Kohle und Windräder.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Früher waren RWE-Hauptversammlungen oft ein Spektakel: Kohlegegner demonstrierten vor und in der Grugahalle, Aktivisten versuchten, die Bühne zu stürmen. Wegen der Pandemie fand das Treffen am Donnerstag erneut virtuell statt – und verlief störungsfrei. In dieses Bild fügte sich der Auftritt von RWE-Chef Markus Krebber, der die Aktionäre – vor allem mit Blick auf den Krieg in der Ukraine – beruhigte: „Wir gehen weiter davon aus, dass sich die Risiken aus dem Ukraine-Krieg für RWE beherrschen lassen.“ Der Energiekonzern bereite sich auf alle Szenarien vor, auch auf eine Beendigung der Energielieferungen aus Russland.

Fondsgesellschaften hatten ihre Kritik schon vorab öffentlich gemacht: „Herr Krebber, Sie sind verlässlich, aber nicht ambitioniert genug. Lassen Sie sich nicht treiben, sondern gehen Sie in Führung“, erklärte Henrik Pontzen von Union Investment. Er fordert mehr Durchschlagskraft beim Umbau zum Ökostrom-Riesen. Union Investment hält 1,4 Prozent der RWE-Anteile, der Deka-Fonds gut ein Prozent.

Dessen Nachhaltigkeits-Leiter Ingo Speich fordert mehr Tempo: „2021 markiert, nach acht Jahren sinkender Emissionen, einen traurigen Wendepunkt: RWE erhöhte nicht nur den Ausstoß von CO2 um 20,7 Prozent auf 80,9 Millionen Tonnen, sondern auch den Ausstoß pro Megawattstunde.“ Speich warnte: „Das Ziel, Klimaneutralität bis 2040 herzustellen, ist in weiter Ferne. Verantwortungsvolle Investoren, die nicht auf Kosten des Klimas Profite erzielen möchten, wenden sich zunehmend von emissions­intensiven Unternehmen ab. Damit RWE eine Zukunft am Kapitalmarkt hat, kann das Management sich nicht auf den verabschiedeten Klimazielen ausruhen.“ Die Kohle­aktivitäten müssten zügig abgespalten werden, aber Deka lehne den Antrag des Investors Enkraft ab. Enkraft wollte, dass die Hauptversammlung den Vorstand anweist, umgehend die Abspaltung der Kohleerzeugung vorzubereiten. Am Ende lehnten mehr als 97 Prozent der Aktionäre bei der Hauptversammlung die Abspaltung ab.

Krebber wies die Kritik von Enkraft energisch zurück: RWE werde bereits grüner. „Wir halten am vereinbarten Kohleausstiegsplan fest. Und wir stehen zu gegebener Zeit für Diskussionen bereit, den Kohleausstieg auf 2030 vorzuziehen.“ Zugleich verwies der Konzern-Chef auf die Verantwortung für die Versorgungssicherheit in Zeiten des Krieges hin: „Sollte die Bundesregierung unsere Anlagen, die wir eigentlich jetzt abschalten würden, aus Gründen der Versorgungssicherheit brauchen, halten wir diese länger als geplant verfügbar.“

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