Berlin Rösler gibt Griechenland kaum noch Chancen

Berlin · Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sieht kaum noch Chancen für einen Erfolg des griechischen Reformprogramms und damit einen Verbleib des Landes in der Euro-Zone. "Ich bin mehr als skeptisch", sagte er gestern in der ARD mit Blick auf die Umsetzung der Auflagen für Griechenland.

Man müsse zwar zunächst den Bericht der Troika aus Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) abwarten. Wahrscheinlich werde Griechenland seine Auflagen jedoch nicht abarbeiten können. "Wenn Griechenland seine Auflagen nicht erfüllt, dann kann es keine weiteren Zahlungen mehr an Griechenland geben", sagte Rösler. Das Land werde dann zahlungsunfähig sein. Dies werde wohl eine Diskussion im Land selbst auslösen. "Die Griechen werden dann selber zu der Überzeugung kommen, dass es vielleicht klüger ist, aus der Euro-Zone auszutreten." Ein Austritt habe längst seinen Schrecken verloren.

Der IWF will sich nach "Spiegel"-Informationen nicht an weiteren Hilfen für Griechenland beteiligen. Das hätten hochrangige Vertreter der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt. Ein EU-Diplomat nannte dies am Sonntag jedoch reine Spekulation. Aus EU-Kreisen war aber zu hören, dass bei einigen EU-Partnern Skepsis herrsche, was zusätzliche Hilfen für Athen angehe.

Das Land hofft auf Geldspritzen im August und September in Höhe von 12,5 Milliarden Euro. Die Troika wird morgen nach Griechenland zurückkehren. Die neue griechische Regierung war im Juni mit dem Ziel angetreten, die Fristen der für die Milliardenhilfen auferlegten Sparauflagen neu zu verhandeln. Ziel Griechenlands ist es, die von den Geldgebern geforderten Sparmaßnahmen über 11,5 Milliarden in den Jahren 2013 und 2014 auf die Jahre 2015 und 2016 zu verteilen. Erhält das Land mehr Zeit, seine Ziele zu erfüllen, würde das laut "Spiegel" nach Schätzungen der Troika zusätzliche Hilfen zwischen zehn und 50 Milliarden Euro erfordern.

(RP)
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