Düsseldorf Riester-Sparer verschenken Milliarden

Düsseldorf · Die einen melden Einkommens-Veränderungen nicht, andere haben nicht genug Geld fürs Sparen, wieder andere haben einen anderen Vertrag geschlossen, der ihnen besser erschien. Das hat eine Studie der Rentenversicherung ergeben.

Viele Verbraucher verschenken Geld, weil sie die staatliche Riester-Förderung nicht in vollem Umfang ausnutzen. Betroffen sind in den Jahren 2011 bis 2013 deutlich mehr als 40 Prozent aller Sparer. Zusammengerechnet gehen jenen, die über Riester-Verträge für das Alter vorsorgen wollen, Milliarden Euro durch die Lappen. Dies ergibt sich aus einer neuen Studie der Deutschen Rentenversicherung (DRV).

Die volle Zulagenförderung erhält nur, wer stets vier Prozent seines Einkommens in den Vertrag einzahlt. Der DRV-Auswertung zufolge lag 2011 die Ausschöpfungsquote für die staatlichen Riesterzulagen lediglich bei 56,4 Prozent. Eine leicht steigende Quote wird für die Jahre 2012 und 2013 erwartet. Die volle Förderung beträgt jährlich 154 Euro Grundzulage und 300 Euro je Kind.

Knapp sieben Prozent der Riestersparer erhalten mehr als 90 Prozent der Zulagenförderung, aber nicht den vollen Satz. Das dürfte ein deutliches Indiz dafür sein, dass viele Sparer es versäumen, Einkommenserhöhungen ihrer Versicherung, Bank oder Bausparkasse mitzuteilen. "Dabei werden die Kunden in der Regel mit der jährlichen Standmitteilung gebeten, Veränderungen zu melden", sagt Una Großmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Wer sein höheres Einkommen nicht meldet, zahlt automatisch zu wenig Eigenbeitrag und muss dann Zulagenkürzungen hinnehmen.

Es gibt aber auch andere Hinweise. "Viele Kunden können es sich gar nicht leisten, ihren Riester-Vertrag voll zu besparen", meint die Finanz- und Versicherungsberaterin Pia Körner aus Darmstadt. Zudem würden immer mehr Kunden ihren Vertrag ruhend stellen: "Das sind vor allem junge Leute, die ihr Geld für Kinder und Hausbau benötigen oder aufgrund der vielen Kritik an Riester aussteigen." Ruhend gestellte Verträge erhalten aber keine staatliche Förderung mehr. Laut DRV galt das 2011 für rund 3,9 Millionen Riesterverträge.

Die Rentenversicherung nennt einen weiteren Grund, warum Fördergelder nicht gezahlt wurden. So hätten die Kunden teilweise einen anderen Riester-Vertrag mit besseren Konditionen abgeschlossen oder das Sparen komplett eingestellt, weil die Kinder mittlerweile aus der Förderung gefallen seien, erklärt DRV-Sprecher Dirk von der Heide. Zudem kämen immer mehr Verträge in die Auszahlung und würden dann natürlich nicht mehr gefördert.

Dennoch gibt's vom DRV Lob für die Riester-Rente. "Riestern lohnt sich nach wie vor auch für kleinere Einkommen", erläutert DRV-Experte Christian Rieckhoff. Er hat den vollständigen Zyklus einer Riester-Rente ermittelt. Dabei zeigte sich, dass Bezieher kleinerer Einkommen und Familien mit vielen Kindern überproportional von der Riester-Rente profitierten. So kann ein Vater mit drei Kindern, der nur ein Viertel des Durchschnittsverdienstes nach Hause bringt, mit Riester eine Rendite von 7,5 Prozent erzielen. Mit einem Kind sind es noch 5,9 Prozent, während der Durchschnittsverdiener bei drei Kindern nur auf 3,4 Prozent und bei einem Kind nur auf 2,8 Prozent Netto-Rendite kommt.

Einen Konstruktionsmangel hat die Riester-Rente aber immer noch. Denn Menschen mit niedrigem Einkommen müssen fürchten, im Alter nicht von ihrer Riester-Rente zu profitieren, wenn sie Grundsicherung beziehen und die Einnahmen verrechnet werden.

(RP)
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