Köln Rewe: Milliarden für modernere Läden

Köln · Der Kölner Handelskonzern hat beim Umsatz erstmals die 50-Milliarden-Euro-Marke geknackt. Während das Supermarktgeschäft in Deutschland floriert, läuft beim Discounter Penny die Sanierung noch zwei Jahre lang.

Im deutschen Einzelhandel tobt der Preiskampf, und er tut das gegenwärtig vor allem bei den Discountern. "Im Discount gibt es keinen Millimeter Platz. Die Verbraucher reagieren massiv auf Preisunterschiede", sagt Manfred Esser, Vorstandsmitglied beim Kölner Handelkonzern Rewe. Das Fazit: Wer sich dem Preiswettbewerb verschließt, bei dem stimmen die Kunden mit den Füßen ab.

Rewe-Chef Alain Caparros hat in dem Zusammenhang schon einmal von Wertvernichtung gesprochen. Die neuesten Preisrunden dürften den Franzosen auch deshalb massiv ärgern, weil die eigene Discount-Tochter Penny noch mitten in der Sanierung steckt und nach Einschätzung des Managements erst 2016 schwarze Zahlen schreiben wird. Dennoch vermittelt Caparros Zuversicht: Bei Penny sei die halbe Wegstrecke zurückgelegt, man liege bei Umsatz und Ergebnis über Plan, das Restrukturierungsprogramm sei voll im Zeitplan. Bis Ende 2015 werde man einen dreistelligen Millionenbetrag in den Umbau von Penny investiert haben, ergänzte Finanzvorstand Christian Mielsch.

Caparros ist Optimist. Das gilt nicht für den Discount, sondern auch für das Supermarktgeschäft, das im vergangenen Jahr mit einem Plus von 4,2 Prozent in Deutschland einer der Wachstumstreiber für den Konzern war. Die selbstständigen Händler unter dem Rewe-Dach erzielten 2013 Rekordumsätze, bei den Baumärkten und in der Touristik sieht Caparros keine Probleme. Insgesamt kletterte der Umsatz um knapp drei Prozent auf 50,6 Milliarden Euro.

Die Modernisierungswelle soll sich 2014 fortsetzen. 1600 Märkte seien im vergangenen Jahr modernisiert, verlagert oder neu eröffnet worden, sagt Caparros. Etwa 1,4 Milliarden Euro (davon 600 Millionen im Ausland) habe der Konzern im vergangenen Jahr investiert, und in diesem Jahr sollen es noch mal 200 Millionen Euro mehr sein. Dass die Nettofinanzschulden der Gruppe sich binnen eines Jahres auf mehr als 500 Millionen Euro versechsfacht haben, sieht das Management als unproblematisch an bei einem Eigenkapital von fünf Milliarden Euro und einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent. Da bleibt dann aus Sicht des Vorstands genug Raum, um gezielt nach Verstärkung suchen zu können. Andererseits stellt Rewe einmal im Jahr alles auf den Prüfstand – ausgenommen das deutsche Vollsortiments-Geschäft – und so könnte es sein, dass der Konzern sich auch irgendwann aus Märkten zurückzieht. Oder vielleicht aus Branchen wie dem Baumarktgeschäft, das nach dem Rückzug aus der Unterhaltungslelektronik (die 54 Pro-Markt-Filialen wurden 2013 verkauft oder geschlossen) das einzige sind, was noch unter dem Label Fachmärkte läuft. Allerdings, betont Caparros, lieferten die Toom-Baumärkte wachsende Umsätze ab, und sie arbeiten profitabel. Im Januar und Februar dieses Jahres kamen beispielsweise 17 Prozent mehr Umsatz in die Kasse als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Des Spitzenmanagers verstärkte Aufmerksamkeit ruht derzeit neben dem Dauerthema Preiskampf ohnehin auf einem anderen Feld – dem Online-Handel. "Verzahnung von Stationär- und Online-Welt", nennt Caparros das, was er sich in der neuen Handelswelt vorstellt. Wohin der Zug im E-Commerce fahre, könne heute keiner sagen. Der Ausbau des Geschäftsfeldes "Rewe Digital" sei eine gewaltige Aufgabe. Da steht Rewe wie andere Handelsriesen vor dem Spagat, die Filialen zu modernisieren und attraktiv zu machen und gleichzeitig den Online-Zug nicht zu verpassen.

Auf jeden Fall will der Konzern den Online-Lieferservice weiter ausbauen. Auf Dauer sollen alle Großstädte und Ballungszentren zum Liefergebiet gehören. Derzeit bietet Rewe in neun deutschen Städten einen Lebensmittel-Lieferservice an. In elf Städten können Kunden übers Internet bestellen und die Ware im Markt abholen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort