Köln Rewe-Chef Caparros geht schon Ende Juni

Köln · Der Vorstandsvorsitzende des Kölner Handelskonzerns gibt sein Amt zwei Jahre früher auf als bislang vorgesehen. Vor Kurzem hatte er einen frühzeitigen Abschied noch offiziell ausgeschlossen. Aber eben nur offiziell.

Alain Caparros hat nie ein Hehl aus seiner Vorstellung gemacht, dass sein Berufsleben deutlich vor dem Sankt-Nimmerleinstag enden solle. Im vergangenen Jahr hat der Rewe-Chef verkündet, dass Ende des kommenden Jahres Schluss sein solle mit dem Vorstandsvorsitz beim Handelskonzern. Sein Nachfolger steht seither fest: Lionel Souque, Franzose, von Caparros selbst empfohlen und im Dezember vom Aufsichtsrat offiziell zum künftigen Chef gekürt. Nun beerbt Souque den amtierenden Konzernchef schon eineinhalb Jahre früher, und das darf man getrost eine Überraschung nennen.

"Die großen strategischen Projekte im Hinblick auf unsere organisatorischen Strukturen und auf unser Unternehmensportfolio sind abgeschlossen", erklärte Caparros gestern. Das alles sei "sehr viel schneller und reibungsloser fertig geworden, als dies bei meiner vorzeitigen Vertragsverlängerung zu Beginn des Jahres 2014 absehbar war". Und deshalb gebe es für das Unternehmen und ihn selbst keinen besseren Zeitpunkt, sich aus Köln zu verabschieden.

Die Ankündigung könnte man in der Sache einfach so hinnehmen - hätte der in Algerien geborene Caparros, der einen deutschen und einen französischen Pass hat, in den vergangenen Monaten nicht mehr als einmal den Eindruck erweckt, er werde seinen Ende 2018 auslaufenden Vertrag auf jeden Fall erfüllen. Spekulationen, er könne zum französischen Konkurrenten Carrefour wechseln, waren stets dementiert worden. Sie flammen nun mit Sicherheit wieder auf. Allerdings hat Caparros im Dezember unserer Redaktion auf die Frage, ob er nach dem Ende seiner Rewe-Amtszeit seine Manager-Karriere beenden wolle, gesagt: "Als Vorstandschef mit Sicherheit. Ich habe dann genug verdient und will nicht mehr operativ arbeiten und mich mit Aufsichtsräten herumschlagen müssen. Nein, danke."

Caparros hat in Köln eine erfolgreiche Zeit hinter sich. Er nimmt Abschied mit Rekordzahlen bei Umsatz und Gewinn, wie er gestern noch einmal selbst betont hat; er hat den Konzern in Sachen Digitalisierung in die Spur gebracht, und er hat dem Handelsriesen in den vergangenen elf Jahren Kontinuität gegeben nach einer Phase, in der die Halbwertzeit von Rewe-Chefs im Amt extrem begrenzt war.

Auch die Diskussion darüber, wer welchen Anteil an der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann bekommt, ist entschieden. Sie hat Caparros zumindest vorübergehend einiges an Sympathien gekostet, weil er zwischenzeitlich zum Buhmann gemacht wurde und als derjenige galt, der den Erhalt von mehr als 15.000 Arbeitsplätzen bei Kaiser's verhinderte, weil er die Übernahme von Edeka blockierte. Man mag zu dieser Logik stehen, wie man will, aber sie hat in den vergangenen Monaten an vielen Stellen das öffentliche Bild der Figur Caparros mitgeprägt.

Sein Nachfolger ist schon seit einigen Jahren im Konzern. Souque ist derzeit für das Deutschland-Geschäft bei Rewe und für den Bereich Digitalisierung zuständig. Der 45-Jährige, der in Paris geboren wurde, verheiratet und Vater dreier Kinder ist, arbeitet schon seit zwei Jahrzehnten für das Unternehmen. Stellvertretender Vorstandschef soll Jan Kunath werden, der derzeit das Discount-Geschäft in Deutschland verantwortet.

(RP)
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