Berlin Rekordplus bei den Renten im Jahr 2016

Berlin · Die Altersbezüge sollen laut dem Rentenversicherungsbericht der Regierung im kommenden Jahr um 4,4 Prozent im Westen und um fünf Prozent im Osten angehoben werden. Dennoch wird das Rentenniveau in Zukunft spürbar sinken.

Die rund 20 Millionen Rentner können sich Mitte 2016 auf eine kräftige Rentenerhöhung einstellen. Die Altersbezüge werden zum 1. Juli 2016 in Westdeutschland voraussichtlich um 4,4 Prozent und in Ostdeutschland um 5,0 Prozent angehoben, heißt es im Rentenversicherungsbericht des Arbeitsministeriums, der gestern vom Kabinett gebilligt wurde. Für einen Ruheständler mit einer monatlichen Rente von derzeit rund 1000 Euro ergibt sich daraus gegenüber 2015 eine Erhöhung der Monatsbezüge um etwa 45 Euro. Im Vergleich zu 2014 erhält der Rentner dann sogar knapp 65 Euro mehr.

Die Regierung begründet die positive Prognose für das kommende Jahr teils mit der Rekordbeschäftigung, die der Rentenversicherung hohe Einnahmen beschere, teils mit einer nachträglichen Datenkorrektur. Eine zuletzt niedrigere Berechnung des Lohnniveaus bei der Festlegung der Rentenanpassung werde jetzt im Nachhinein wieder zu Gunsten der Rentner ausgeglichen. Die endgültige Entscheidung über die genaue Rentenanpassung fällt die Regierung im Frühjahr 2016.

Auch in den weiteren Jahren können sich die Ruheständler dem Bericht zufolge auf jährliche Anpassungen zwischen zwei und drei Prozent einstellen. Bis 2029 sollen die Renten insgesamt um 41 Prozent gegenüber dem Status Quo zulegen. Sie bleiben damit allerdings hinter der erwarteten allgemeinen Lohnentwicklung zurück. Zum 1. Juli 2015 waren die Renten im Westen um 2,1 Prozent nach oben angepasst worden, im Osten um 2,5.

Trotz dieser Steigerungen sinkt daher das so genannte Sicherungsniveau der Altersbezüge. Ein so genannter Standardrentner, der 45 Jahre eingezahlt und ein Durchschnittsgehalt bekommen hat, erhielt im Jahr 2014 aus der gesetzlichen Rente nur 48,1 Prozent des allgemeinen Durchschnittslohns. Bis 2020 sinkt dieses Sicherungsniveau auf 47,6 Prozent und sackt dann weiter bis 2029 auf 44,6 Prozent ab. Die Regierung hat sich festgelegt, dass die Altersbezüge bis 2030 nicht unter 43 Prozent des Durchschnittsverdienstes fallen dürfen. Ob dies gelingt, ist aber fraglich. "Das Niveau der gesetzlichen Rente befindet sich im Sinkflug", sagte Grünen-Politiker Markus Kurth. Viele könnten sich selbst die geförderte private Altersvorsorge, die Riester-Rente, nicht leisten.

Optimistisch gibt sich die Regierung beim Rentenbeitragssatz. Er werde zwar nicht weiter sinken können, da die Rücklage der Rentenkasse bis Ende 2016 wohl nicht mindestens das 1,5-Fache ihrer monatlichen Ausgaben betragen werde. Er werde aber auch nicht schnell steigen müssen. Die Regierung prognostiziert einen stabilen Beitragssatz von 18,7 Prozent des Brutto-Monatsgehalts bis 2020. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und ihre Arbeitgeber teilen sich die Abgabe in die Rentenkasse. Zwischen 2020 und 2029 werde der Satz dann auf 21,5 Prozent steigen, so die Prognose. Sollten sich Löhne und Beschäftigung deutlich schwächer entwickeln als derzeit angenommen, hält das Sozialministerium aber auch den Anstieg des Beitragssatzes auf 22,0 Prozent zum Ende des Jahrzehnts für möglich.

Nach dem Bericht ist eine Ost-West-Angleichung der Renten nicht in Sicht, trotz der höheren Rentenanpassungen im Osten. Das Niveau der Ost-Standardrente ist von 40,3 Prozent 1990 auf heute 92,6 Prozent gestiegen. Doch bis 2020 dürften sich die Ost-Renten nur noch bis 93,5 Prozent an das West-Niveau annähern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Koalition hatten eine Angleichung bis 2020 aber versprochen. Dazu müsste die Koalition 2016 ein Gesetz vorlegen.

(mar)
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