Düsseldorf Rekordgewinn ermöglicht Henkel Zukäufe

Düsseldorf · Umsatz und Gewinn sind so hoch wie nie. Vorstandschef Kasper Rorsted erhält 2,3 Millionen Euro Sonderprämie – jeder Mitarbeiter mindestens 1000 Euro zusätzlich. Mit voller Kasse will Rorsted nun für viele Milliarden Euro zukaufen.

Woran merkt man, dass es einem Unternehmen gutgeht? Die Mitarbeiter von Henkel in Deutschland erhalten immerhin jeder mindestens 1000 Euro an Zusatzprämie zusätzlich zum Gehalt und zur Jahresprämie, weil die vor fünf Jahren angepeilte operative Gewinnmarge von 14 Prozent in 2012 wirklich erreicht wurde. Bei Führungskräften sind mit den "normalen Zulagen" leicht einige Monatsgehälter drin. Die Dividende für die Aktionäre wird mit 0,95 Cent pro Papier so hoch sein wie nie. Und Vorstandschef Kasper Rorsted kann sich am meisten freuen: Der 51-Jährige erhält eine Sonderprämie von 2,3 Millionen Euro. Zusammen mit dem auf 6,2 Millionen Euro gestiegenen "normalen" Gehalt kommen so 8,5 Millionen Euro zusammen. Er erhält damit 3,7 Millionen Euro mehr als noch im Jahr 2011, ein insgesamt üppiges Salär für einen Industriekonzern.

Man merkte dem aus Dänemark stammendem Familienvater Ror-sted gestern an, dass er sich mit seinem Gehalt unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck sieht. Darum setzte er den Geldsegen in Relation zum unbestreitbar großen Erfolg von Henkel unter seiner Ägide seit dem Amtsantritt im Mai 2008.

Der Umsatz lag in 2012 mit 16,5 Milliarden Euro so hoch wie nie. Die Gewinnmarge stieg seit 2008 um rund 40 Prozent – alle drei Sparten erreichen das Renditeziel von 14 Prozent. Der Überschuss ist mit 1,6 Milliarden Euro auf Rekordniveau. Und das Entscheidende: Der Börsenwert des Dax-Konzerns schoss in fünf Jahren von 8,7 Milliarden Euro auf 27,4 Milliarden Euro hoch – Rorsteds Prämie beträgt also "nur" etwas mehr als ein Tausendstel des Zuwachses von 18,7 Milliarden Euro. Außerdem erhält er den Bonus nur vollständig, wenn Henkel auch dieses Jahr weiter gut verdient. Rorsted: "Die Debatte über hohe Managergehälter kann ich gut nachvollziehen. Aber wir haben ein transparentes Gehaltssystem mit Obergrenzen und langfristiger Orientierung." Um weitere Diskussionen zu beenden, stellte er dann fest, dass es für das Erreichen der für 2016 angekündigten neuen Gewinnziele keine erneuten Sonderprämien gibt. "Man soll zwar nie nie sagen. Aber es ist nichts Derartiges geplant."

Geplant ist dagegen, dass der Dax-Konzern bei seinem Wachstum noch einmal Tempo zulegt. Dafür schafft der aktuelle Erfolg die Grundlage: Finanzvorstand Carsten Knobel (43) und seinem Vorgänger Lothar Steinebach ist es gelungen, die Schulden seit 2008 von 3,8 Milliarden Euro auf praktisch null hinunterzufahren. Da Henkel jedes Jahr 1,5 Milliarden Euro an "freien Mitteln" erwirtschaftet und einen guten Ruf bei Banken hat, sind so Zukäufe für fünf Milliarden Euro möglich – in drei Jahren sogar für fast zehn Milliarden Euro. Dabei machte Rorsted klar, dass er sowohl an eine Kette kleinerer Zukäufe bei den drei Sparten Waschmittel (Persil), Schönheitspflege (Schwarzkopf) und Klebstoffe (Pritt) wie an ganz große Übernahmen wie dem Kauf der US-Klebstofffirma National Starch im Jahr 2008 für vier Milliarden Euro denkt: "Wir schauen uns Möglichkeiten in der ganzen Welt an."

Relativ unwahrscheinlich sei dabei der direkte Kauf von Firmen in Wachstumsländern wie China oder Brasilien, weil die Preise zu hoch seien. Doch eine starke Präsenz außerhalb der klassischen Industriestaaten sei wichtig. Rorsted: "Wir machen bereits 43 Prozent unseres Geschäftes in Wachstumsregionen. Und da wollen wir weiter zulegen."

Der Vorstandschef wiederholte, dass bis 2016 der Gewinn je Aktie pro Jahr um zehn Prozent steigen müsse – entsprechend setzt er auf einen weiteren Umbau des Konzerns. 2008 hatte Henkel noch 1000 Marken, jetzt sind es rund 400 – es sollen noch weniger werden.

Seit 2008 sank die Zahl der Mitarbeiter von mehr als 55 000 auf rund 47 000 Menschen – jetzt soll eine weitere Vereinfachung von Arbeitsprozessen zusätzliche Effizienz bringen. Insbesondere einfachere Bürojobs sollen weiter in Billiglohnländer verlagert werden: 2008 hatte Henkel erst 300 Beschäftigte in "Shared-Service-Centern", aktuell sind es 1500. Bis 2016 wollen Ror-sted und Personalchefin Kathrin Menges (48) in solchen Servicezentren rund 3000 Beschäftigte haben.

Von breitem Personalabbau in Düsseldorf ist dabei nicht auszugehen. Erstens entstehen dank des allgemeinen Firmenwachstums viele Management- und Forschungsjobs auch am Rhein – Henkel wirbt offensiv um gute Fachkräfte. Zweitens hat Henkel gerade die Waschmittelproduktion in Düsseldorf ausgebaut. Rorsted und Menges erwähnten dies ausdrücklich als Bekenntnis zum Heimatstandort.

(RP)
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